Visual Bible Guide

Helmut Henschel hat für Evangelium21 das hier schon im Dezember empfohlene Buch Visual Bible Guide rezensiert. Er schreibt:

Challies Visual Bible GuideDie größte Stärke des Buches zeigt sich im dritten und letzten Teil des Visual Bible Guide. Dort wird der rote Faden des Heilsplanes Gottes im Sinne der Biblischen Theologie ausgebreitet. Jesus selbst ist Mitte und Auslegungsprinzip der Schrift. Von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende zeigt die Bibel, dass es in ihr nicht so sehr um uns, sondern um Gott – d.h. Jesus – geht. An diesem Punkt sind die Visualisierungen besonders hilfreich, ist es so doch möglich, sehr schnell einen Überblick über die Entfaltung von Gottes Plan durch die ganze Schrift zu erhalten. Dabei wird aufgezeigt, wie die einzelnen Bücher und Gattungsgruppen der Bibel auf ihre eigene Art auf Jesus hinweisen und seine Zentralität deutlich machen. Das bringt am Ende sehr effektive Auslegungshilfen, die beim eigenen Studium enorm hilfreich sein können. Durch die Grafiken einprägsam ausgeführt, erfährt man z.B., dass man die literarischen Bücher des Alten Testaments als Ausdruck der Sehnsucht nach Jesus verstehen sollte. Das dürfte gerade jungen Christen eine große Ermutigung sein, die Texte nicht nur zu lesen, sondern auch diesbezüglich zu interpretieren.

Zwei Eigenschaften heben diese Publikation besonders hervor: Naturgemäß die Visualisierungen und Informationsgrafiken, die ihre besondere Stärke im letzten Teil entwickeln, und der konsequent biblisch-theologische Ansatz, der sich durch das ganze Buch zieht und dann vor allem im dritten Teil ausführlich zur Sprache kommt. Das alleine ist eine Anschaffung und Lektüre auf jeden Fall wert.

Mehr: www.evangelium21.net.

NYT am Scheideweg

Kürzlich habe ich über die Entlassung des Wissenschaftsredakteurs McNeil bei der „New York Times“ informiert. Er hat einen bei der NYT auf dem Index stehenden Begriff in einem nichtrassistischen Sinn verwendet. Patrik Bahners schildert und kommentiert für die FAZ die Vorgänge bei der Zeitung und stellt dabei die entscheidende Frage:

Wann sollen Wörter korrigiert werden? Wenn sie Gefühle verletzen oder wenn sie Tatsachen widersprechen? An dieser Frage hängt die Zukunft der „New York Times“.

Mehr: www.faz.net.

London will ein Anti-Zensur-Gesetz

Wie schlimm es um die Meinungsfreiheit in der westlichen Welt bestellt ist, offenbart ein Vorstoß des britischen Bildungsministers Gavin Williamson. Seiner Auffassung nach ist die freie Rede an den Universitäten inzwischen derart gefährdet, dass er sie unter einen besonderen Schutz stellen möchte und sogar Entschädigungen für Opfer der „Cancel Culture“ vorsieht. 

Die FAZ schreibt: 

Mit seinem Vorstoß reagiert Williamson auf zunehmende Klagen über ein Klima der Einschüchterung im akademischen Bereich. In den vergangenen Jahren mehrten sich Fälle, in denen Veranstalter Redner ausluden, weil sie nicht genehme Meinungen vertreten oder auch nur mit einer bestimmten Politik in Verbindung gebracht wurden. Diese „Cancel Culture“, heißt es in einer Studie der Denkfabrik „Policy Exchange“, sei aber „nur die Spitze des Eisbergs“. Jährlich gebe es nicht mehr als fünfzig solcher Fälle – dahinter würden sich jedoch „viel größere Effekte verbergen“. 

Die Autoren der Studie stellten fest, dass viele Studenten und Wissenschaftler „abweichende Meinungen nicht mehr öffentlich kundtun“. Diese „Selbstzensur“ reflektiere nicht nur die Angst, sich unwohl zu fühlen. Vielmehr sei sie, vor allem unter jungen Akademikern, eine „rationale Reaktion auf einen Arbeitsplatz, bei dem das Äußern solcher Ansichten negative Auswirkungen auf ihre Karrieren hat.“

Linke Studenten und Aktivisten sind mit diesem Vorschlag freilich überhaupt nicht einverstanden. „Es gebe ‚keine Hinweise auf eine Krise der Redefreiheit auf dem Campus‘, sagte Hillary Gyebi-Ababio, Vizepräsidentin der Nationalen Studentenunion.“

Mehr (allerdings nur hinter der Bezahlschranke): www.faz.net.

J.I. Packer: Die ehrfurchtslosen Mißachtung des Wortes

J.I. Packer (Wie Gott vorzeiten geredet hat, 1988, S. 48):

Der gegenwärtige Zustand unserer Kirchen läßt kaum daran zweifeln, daß Gott begonnen hat, uns in diesen Tagen zu verlassen, als ein Gericht wegen unserer ehrfurchtslosen Mißachtung seines geschriebenen Wortes.

Was sollen wir tun? Mit unserer eigenen Kraft können wir den Heiligen Geist nicht zurückrufen und Gottes Werk unter uns neu beleben. Es ist Gottes alleiniges Vorrecht, uns wieder lebendig zu machen. Aber wir können zumindest die Hindernisse aus dem Weg räumen, über die wir gefallen sind. Wir können neu über die Lehren der Offenbarung und Inspiration nachdenken, wobei wir das Licht, das die moderne Forschung auf die menschlichen Aspekte der Schrift wie Kultur, Sprache, Geschichte und so fort geworfen hat, nicht verwerfen, aber den Skeptizismus bezüglich ihrer Göttlichkeit und ewigen Wahrheit ausscheiden. 

Der vergessene Wegbereiter der „Neuen Calvinisten“

Wenn du Kenner der Evangelikalen danach fragst, wer in den 70er und 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts den reformierten Flügel dieser großen Bewegung geprägt hat, wirst du Namen wie J.I. Packer, Martyn Lloyd-Jones, John Stott, Francis Schaeffer, R.C. Sproul oder James Montgomery Boice hören. Ihre Predigten, Vorträge und Bücher konnten eine beachtliche Wirkung entfalten und werden heute noch gern gelesen. Von David F. Wells haben – besonders in Europa – nur sehr wenige etwas gehört. Es wird also Zeit, dass Sarah Eekhoff Zylstras Artikel über diesen beeindrucken Mann in der deutschen Sprache erscheint. Vielen Dank an die Mitarbeiter von Evangelium21 für die Übertragungsarbeit!

Wells Buch No Place for Truth kann ich herzlich empfehlen. Wells beschreibt dort ein sich wandelndes Wahrheitsverständnis der Frommen in den Vereinigten Staaten. Dazu schreibt Sarah Eekhoff Zylstra:

Amerikaner begannen damit, Medikamente, Selbsthilfebücher und Therapeuten zu suchen, um mit dieser Scham fertig zu werden. Und Christen, die dieselben öffentlichen Schulen besuchten und dieselben Fernsehprogramme sahen, waren dieser Veränderung gegenüber nicht immun.

Anstatt das Leben an der Bibel auszurichten, begannen Christen, sich an ihren Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen zu orientieren, wofür sie dann entsprechende Bibelstellen heraussuchten. Pastoren fokussierten sich nicht mehr darauf, biblische Lehre zu studieren und zu erklären, sondern begannen, den Menschen zu helfen, sich in ihrem Leben zurechtzufinden. Die Gemeinden gaben schwierigere Lehren zugunsten von besucherfreundlichem Marketing auf. Die Emerging Church interpretierte Anbetung, Evangelisation und was es bedeutet, Pastor zu sein, um.

Zunehmend verlagerte sich auch der Unterricht in den theologischen Seminaren von systematischer Theologie oder hebräischer Exegese zu Kursen wie „Geistliches Wachstum“ oder zu Themen wie Theologie und die Künste. Christliche Buchläden, die einst vor Theologiebüchern strotzten, tauschten diese langsam gegen weniger ernsthafte Bücher aus, bevor sie selbst diese gegen Poster und Potpourri eintauschten, bemerkte der Präsident des Southern Baptist Theological Seminary, Al Mohler.

„Wenn man seinen geistlichen Dienst beginnt, sind diese Einsichten, wie das Evangelium auf die Gemeinschaft und die Kultur einwirkt, sehr wichtig“, sagt Pastor Chris Castaldo, der kurz nach dem Erscheinen von No Place am Moody Bible Institute und anschließend bei Wells am Gordon-Conwell studierte. „Wells war eine der Stimmen, die das auf eine Art und Weise angesprochen haben, die durchdacht und klar war. Er hatte keine Angst, Dinge zu benennen und zu sagen: ‚Das ist so nicht richtig‘“.

Wells geht in No Place nicht so sehr auf die Lösung ein, was bei einigen Lesern Kritik hervorgerufen hat. Der Grund hierfür war aber schlicht, dass er noch nicht fertig war (No Place wurde zu einer Reihe ausgebaut) und weil er dachte, die Antwort sei selbstverständlich: Kehre zurück zum Evangelium. Lebe ein gottzentriertes, durch die Gnade und das Opfer Christi bestimmtes Leben.

Mehr: www.evangelium21.net.

Frankreichs Enthüllungsbücher

Frankreich wird derzeit durch Enthüllungsbücher über Inzest und Pädosexualität erschüttert. Höchste Kreise des Landes sind betroffen (siehe hier und hier). Camille Kouchner, die eines dieser Werke geschrieben hat, ist die Tochter von Evelyne Pisier und Bernard Kouchner. Ihre Mutter war militante Feministin, eine Zeit lang sogar die Geliebte von Fidel Castro. Der Vater war einst Außenminister, Präsident des Rats der Europäischen Union und hat „Ärzte ohne Grenzen“ begründet. Er gehörte zum Kern der sogenannten „Neuen Philosophen“ um André Glucksmann und Bernard-Henri Lévy.

Was die Sache jenseits des Kinderleids so bedrückend macht: Das ideologische Futter für Entkriminalisierung der Pädosexualität wurden von französischen Intellektuellen schon in den 70-er Jahren bereitgestellt. Es waren Lehrer, die in der Pädagogik und Philosophie der Postmoderne nach wie vor hohes Ansehen genießen, unter ihnen Michel Foucault, Roland Barthes, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und der besagte Bernard Kouchner. An diesen Autoren kommt kaum jemand vorbei, der heute ein Lehramt oder Pädagogik studiert, wobei über ihre „Theorien“ nur selten kritisch reflektiert wird.

Danny Michelsen beschreibt in dem von Franz Walter et. al. herausgegeben Buch Die Grünen und die Pädosexualität (2015, S. 23) die Ereignisse rund um den „Offenen Brief zur Überarbeitung des Gesetzes über Sexualdelikte an Minderjährigen“:

Die Regulierung sexueller Praktiken, gerade auch die Sanktionierung von Perversionen, wurde von vielen jungen, sich als fortschrittlich verstehenden Sexualforschern ausschließlich als Herrschaftsinstrument interpretiert, durch das die gesunde sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gestört werde. Wenn manche von ihnen die Gefahren »asozialer« Triebregungen betonten, versicherten sie zugleich, dass der Sexualtrieb »seine eigene Ordnung« habe, »die sich desto wirkungsvoller durchsetzt, je ungestörter durch äußere Hemmungen die sexuellen Bedürfnisse befriedigt werden können«. Diese Überzeugung floss in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden in die Debatten rund um die Reformierung des Sexualstrafrechts ein. Der deutsche Gesetzgeber differenzierte 1973 die bislang geltenden Unzuchtstatbestände aus und schuf so einen »strafrechtlichen Rundumschutz des Kindes vor sexuellen Kontakten jeglicher Art mit einem Erwachsenen«.

In Frankreich gab es ähnliche Bestrebungen; 1977 unterzeichneten jedoch zahlreiche Gelehrte und Schriftsteller eine Petition gegen ein Gesetz, das Sex mit Kindern unter 15 Jahren unter Strafe stellen sollte: Neben Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Jacques Derrida und Roland Barthes hatte auch Michel Foucault, der zur selben Zeit mit seinem diskursanalytischen Ansatz die historische Erforschung der Sexualität in neue Bahnen lenkte, sich gegen das Gesetz ausgesprochen. Eines seiner Hauptargumente lautete: Der moderne Staat stilisiere Pädophile zu gefährlichen Individuen und benutze sie, um immer tiefere Eingriffe in das Sexualleben der Bürger zu rechtfertigen. Dabei, so Foucault, sei es vermessen, von psychiatrischen Gutachtern anzunehmen, dass sie die Wünsche von Kindern deuten könnten und dass es so etwas wie eine essentielle »Natur« der kindlichen Sexualität gebe. Seines Erachtens gebe es keinen Grund, warum sexuelle Beziehungen, in die Kinder einwilligen, nicht erlaubt sein sollten: »Jedenfalls hat eine gesetzlich festgelegte Altersgrenze keinen Sinn. Noch einmal, man kann dem Kind zutrauen, selbst zu sagen, ob ihm Gewalt angetan worden ist oder nicht.«

Ein Wort zu viel

Die Cancel Culture nimmt inzwischen völlig bizarre Formen an. Patrick Bahners berichtet für die FAZ über einen derzeit heiß diskutierten Fall bei der New York Times (USA). Der sehr renommierte Wissenschaftsredakteur Donald McNeil wurde entlassen, weil er auf einer Schülerreise 2019 ein Wort benutzt hat, das auf dem Index der Sprachpolizei steht. Dabei hat er den Begriff definitiv nicht in einem rassistischen Sinn benutzt. Sein Vergehen war es, dass Wort ausgesprochen zu haben.

Die FAZ schreibt:

Demnach wurde er beim Abendessen von einer Schülerin gefragt, ob er meine, dass eine Mitschülerin der Fragenden wegen eines Videos der Schule hätte verwiesen werden sollen, in dem sie als Zwölfjährige das Schimpfwort im Mund geführt habe. Um eine begründete Meinung äußern zu können, erkundigte sich McNeil, wie das Mädchen das Wort gebraucht habe: als Schimpfwort für einen bestimmten Adressaten, als Kunstwort in einem Rap-Song oder als Zitat? Bei der Rückfrage gebrauchte McNeil selbst das Wort, statt auf eine Umschreibung zurückzugreifen wie die Formel „the n-word“, die man nun in den Berichten über den Skandal lesen kann. Das war der Fehler, der McNeil nicht verziehen wird, obwohl er sich in dem Brief an seine Kollegen entschuldigt hat.

Mehr, allerdings hinter der Bezahlschranke: www.faz.net.

Basisbibel hat „theonome Dimension“ gelöscht

Hannah Bethke hat in ihrem Artikel „Entmündigung ist kein Seelentrost“ die sogenannte Basisbibel scharf kritisiert und dabei meines Erachtens ein wenig übertrieben (FAZ, 02.02.2021, Nr. 27, S. 9, vgl. auch den Beitrag: Die „Basisbibel“ ist da). Die Richtung ihrer Rezension stimmt aber. Es kann nicht sein, dass den Bibeltexten möglichst viele Anstöße genommen werden. Manche Anstöße muss man den Lesern zumuten, da nur auf diese Weist der Ursprungstext treu wiedergegeben wird und das Denken der Leser hinterfragt werden kann.

Bethke schreibt:

Es ist ja ehren wert, junge Generationen zum Lesen der Bibel und überhaupt von Büchern bringen zu wollen. Die Frage ist nur, ob das gelingen kann, wenn die Sprache so sehr verein facht wird, dass sie ihren Charakter verliert und mitunter sogar etwas ganz anderes aussagt. Warum sollte junge Leser das mehr reizen, als sich auf einen geheimnisvollen Text einzulassen, der viel leicht nicht immer gleich beim ersten Lesen verständlich ist, aber von einer anderen Zeit erzählt, und zwar gerade nicht durch den Filter heutiger Sprachgewohnheiten, sondern unvermittelt eigentümlich? Warum sollten junge oder neue Leser keine Freude daran haben, über einen Satz nach zu denken, der schwer zu verstehen ist, aber gerade durch die Tiefe der Reflexion zu neuen Erkenntnissen führt?

Als „Erstbegegnung“ mit dem Text, wie die EKD sie empfiehlt, eignet sich die Basisbibel gerade nicht. Man nimmt den Lesern des digitalen Medienzeitalters, die hier angesprochen werden sollen, die Möglichkeit einer tief wirken den, ungefilterten Lektüre, wenn man ihnen sofort die vereinfachte Variante vorsetzt. Man unter stellt ihnen nicht nur Bildungsferne, sondern auch Desinteresse am vertieften Lesen. Mehr noch: Man entmündigt sie, wenn sie schon, noch ehe sie es versucht haben, von allen Schwierigkeiten des Denkens befreit werden sollen.

Der Religionspädagoge Prof Dr. Bernd Beuscher hat dann in einem Leserbrief noch eine Schippe draufgelegt (FAZ, 05.02.2021, Nr. 30, S. 18). Obwohl ich seine Bedenken ebenfalls nicht völlig teile, liegt er meiner Auffassung nach richtig, wenn er darauf verweist, dass bei einer Übersetzung eben nicht alles der Zielkultur „unterworfen“ werden darf.

Beuscher sagt:

Jesus und Luther haben sich also nicht dem Zeitgeist und den sprachlichen Gepflogenheiten angepasst, sondern Tacheles geredet. Sprache ist ein bildgebendes Verfahren. Das Leben erzählt seine Geschichten. Bibelgeschichten sind Lebensgeschichten. Lebensgeschichten sind Glaubensgeschichten. Es geht beim „Dolmetschen“ der Bibel darum, das Hebräisch-Existentielle und Griechisch-Existentielle ins Deutsch-Existentielle oder in existentielles Deutsch zu übersetzen. Luther hat die Krisenfrage, was im Leben zählt, existentiell so klar und von allem Klerikalen entschlackt formuliert, dass er die Menschen ins Herz traf.

Die Basisbibel hat die theonome Dimension gelöscht. So ist aus einer „Theologie des Wortes“ eine „Theologie der richtigen Wörter“ geworden. Sie ist moralischer Kitsch, der das Märchen von der Selbstgerechtigkeit erzählt. Dann wird aus dem Nächsten der Mitmensch, aus Auferstehung die Auferweckung und aus Barmherzigkeit Mitleid. Wer mit der Basisbibel die Erstbegegnung mit dem Christentum hat, bekommt den Eindruck, Kirche sei Humanismus mit frommem Flair und konfessorischem Touch. Aus dem „fleischgewordenen Wort“ (Johannes 1) ist „wortgewordenes Fleisch“ geworden.

Ermordet in Kabul

Fuehrer Ermordet in KabulIm Frühjahr 2017 erhielt ich die Einladung zu einer Trauerfeier für Simone Beck. Simone war Missionarin und brach 2003 nach Afghanistan auf, um dort als Lehrerin und Spracherkunderin zu arbeiten. Ihre Liebe zu Jesus Christus und den Menschen in dem fernen Land kostete sie das Leben. Am 20. Mai 2017 wurde sie in Kabul brutal ermordet.

Schwester Heidemarie Führer, Diakonisse der Aidlinger Schwesternschaft, hat mit ihrem Buch Ermordet in Kabul einen berührenden und aufrüttelnden Lebensbericht vorgelegt. Sie kannte Simone nicht persönlich, hat aber akribisch Briefe, E-Mails, Fotos und sonstige Dokumente ausgewertet und sich mit Simones Familie und anderen wichtigen Kontaktpersonen eingehend ausgetauscht. Herausgekommen ist ein gut lesbarer Band über eine alleinstehende Frau, die in einem islamischen Land für die Weitergabe des Evangeliums alles gegeben hat.

Ich empfehle das Buch sehr gern. Wer mehr darüber wissen möchte, sollte diese Rezension lesen: www.evangelium21.net.

Hier ein Auszug:

Es ist eine Stärke des Buches, dass es die Leser mit den Entbehrungen und Kämpfen konfrontiert, die Missionare im Verborgenen auszuhalten haben. Auf Simone warteten viele Prüfungen. Zu dem Gedicht „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Jochen Klepper notierte sie: „Wir wünschen uns sehr, dass auch die Khiva erfahren, dass Gott sie vom Dunkel ins Licht führt, dass ihre Rettung von Gottes Angesicht herkommt! Manchmal scheint die Dunkelheit hier überwältigend“ (S. 175). Nicht nur körperliche und seelische Erschöpfung und menschliche Konflikte führten Simone an ihre Grenzen. Wiederholt klopften Selbstzweifel bei ihr an:

„Stichflammen der Anfechtung und des Zweifels züngelten aus der Tiefe ihrer Seele immer wieder herauf und wollten ihren Glauben versengen: War alles, alles umsonst? Was habe ich falsch gemacht? War ich zu ungeschickt, die wichtigen Leute zu überzeugen? War ich am falschen Ort? Wegen äußerer Umstände musste ich mein Tal verlassen. Ich habe nichts zu Ende gebracht. Habe ich mich getäuscht in der Einschätzung der Lage? Habe ich versagt? Warum hilft mir Gott nicht? Warum bin ich nicht nach meiner Geburt gestorben? Wofür habe ich so gekämpft? Ich bin ausgelaugt, zerbrochen in tausend Stücke …“ (S. 184)

Netzwerk Wissenschaftsfreiheit

Es gibt gute Nachrichten. 70 Wissenschaftler gründeten gestern das „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“, um der „Cancel Culture“ die Stirn zu bieten. Die FAZ meldet dazu:

Das gestern gegründete Netzwerk Wissenschaftsfreiheit will diesen Zustand beenden. Es bietet Opfern der Cancel Culture seine Unterstützung an und will unzulässig ausgegrenzte Sichtweisen in eigenen Veranstaltungen wieder ein Forum verschaffen, solange sie sich im Rahmen von Gesetz und Verfassung bewegen. Wie die Initiatorin und Sprecherin, die Migrationsforscherin Sandra Kostner, auf der Pressekonferenz sagte, beansprucht man keine Deutungshoheit über bestimmte Themen, sondern will auf eine Debattenkultur hinwirken, in der sich Redner keine Sorgen mehr darüber machen müssen, für bestimmte Standpunkte persönlich diskreditiert zu werden. Mehr als siebzig Wissenschaftler haben sich dem Netzwerk bislang angeschlossen, die meisten von ihnen Professoren, viele Juristen, Philosophen, Historiker, aber auch Mathematiker, Biologen und Physiker. Den Vorstand bilden die Philosophin Maria-Sibylla Lotter, der Historiker Andreas Rödder, der Jurist Martin Nettesheim und die Soziologin Ulrike Ackermann. Rund die Hälfte der Mitglieder war selbst von Ausschlussforderungen betroffen.

Hier das Manifest: www.netzwerk-wissenschaftsfreiheit.de.

Ich wünsche dem Netzwerk viel Erfolg bei der Verteidigung der Meinungsfreiheit!

Mehr: www.faz.net.

Wenn Gott sich abwendet

Eine Besprechung des Buches Im Weltabenteuer Gottes leben von Günter Thomas wird in der nächsten Ausgabe von Glauben und Denken heute erscheinen. Ein Zitat, das den Geist des Essays gut sichtbar macht, möchte ich aber schon hier wiedergeben. Thomas, Professor für Systematische Theologie an der Ruhr-Universität Bochum, fragt (S. 60):

Könnte es aber sein, dass sich der lebendige Gott dann, wenn seine Lebendigkeit nicht mehr gesehen wird, abwendet? Könnte es sein, dass in der Weltchristenheit die überall schrumpfenden liberalen Kirchen des Westens nicht die Fackel tragen, sondern sich als ein erschöpfter und ausgezehrter Läufer letztlich selbst aus dem Lauf der Christentumsgeschichte nehmen? Könnte es sein, dass sie eine Episode in der Geschichte sein werden, weil sich Gott von ihnen abgewandt hat? Könnte es sein, dass Jesus das Versprechen ‚ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende‘ nicht aufkündigt, aber eben an anderer Stelle weiterführt, weil die westlichen Kirchen ihn gar nicht als lebendigen Christus dabeihaben möchten? Könnte es sein, dass Gott sein Angesicht vom westlichen Protestantismus abgewendet hat?

Ein paar Fragen an die Duden-Redaktion

Ein Lektor und Verleger stellt der Duden-Redaktion etliche hilfreiche Fragen (Auszug aus einem FAZ-Leserbrief, 01.02.2020, Nr. 26, S. 19):

Die Duden-Redaktion, die das generische Maskulinum abschaffen will, sowie alle Befürworter und Propagandisten des Genderns müssen sich folgende Fragen stellen lassen: Weshalb haben sie sich (eventuell wider besseres Wissen) dem moralischen und politischen Druck der Sprachaktivisten gebeugt? Gibt es in ihrem Kreis niemanden, der die Funktion des generischen Maskulinums als unmarkierte sexusneutrale Sammelform im Sprachsystem erklären kann? Warum unterstützen sie eine Modeideologie, die sich bei näherer Betrachtung als undurchdachter Aktivismus am falschen Objekt entpuppt und in der praktischen Wirkung dem erklärten Anliegen, mehr Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, zuwiderläuft? Sehen sie nicht, dass beim Gendern eine feministische Agenda über ein gewachsenes und funktionierendes Sprachsystem gestellt wird und dass hier begründeter Ideologieverdacht besteht? Ist ihnen nicht klar, dass es sich beim Gendern um eine akademische Blüte handelt, die mit dem Sprachgebrauch der meisten Menschen nichts zu tun hat? Sehen sie nicht, dass eine Sprachpolitik von oben den natürlichen Sprachwandel manipuliert und verfälscht? Sehen sie nicht die Gefahr, dass das Gendern die Sprachgemeinschaft spaltet in solche, die sich als Avantgarde und als die „Guten“ fühlen, weil sie gendern, und auf den Rest herabschauen, weil sie sich verweigern? Sehen sie darüber hinaus nicht die Gefahr, dass das Gendern zum sozialen Distinktionsmerkmal wird? Registrieren sie nicht, dass trotz jahrelanger Propaganda eine überwiegende Mehrheit der Sprecherinnen und Sprecher des Deutschen das Gendern ablehnt?

E21-Konferenz 2021

Die nächste Hauptkonferenz von Evangelium21 mit dem Titel „heilig“ ist für den 22.–24. April 2021 geplant. Sie soll erneut im Gemeinde- und Missionswerk Arche in Hamburg veranstaltet werden.

Als Hauptredner konnten Stephen Nichols und Michael Reeves gewonnen werden.
Stephen Nichols ist akademischer Leiter von Ligonier Ministries und ein sehr beliebter Konferenzredner und Buchautor. Nichols wird die Konferenz mit dem Vortrag „The Holiness of God“ (dt. Die Heiligkeit Gottes) eröffnen. Michael Reeves lehrt an der Union School of Theology. Er wird in seinem ersten Vortrag auf „simul iustus et peccator“ (dt. Zugleich gerecht und Sünder) eingehen, eine wichtige Formulierung aus der Rechtfertigungslehre Martin Luthers. In seinem zweiten Vortrag wird er anhand von 2. Korinther 7,1 Gottesfurcht als Herzstück unserer Heiligung beleuchten.

Wir würden die Konferenz sehr gerne als reine Präsenzveranstaltung planen, haben sie jedoch aufgrund der aktuellen Auflagen als Hybrid-Konferenz konzipiert. Es werden sämtliche Hauptvorträge über Streamingdienste abrufbar sein. Sollten die Verordnungen jedoch überraschend gelockert werden, wird eine kurzfristige Konferenzteilnahme vor Ort möglich sein. Die Konferenz wird unter diesen besonderen Bedingungen jeweils erst am Nachmittag starten und ohne Seminare stattfinden.

Es ist keine Teilnahmegebühr fällig. Eine Anmeldung wird dennoch erbeten. Falls es wieder möglich ist an Veranstaltungen teilzunehmen, werden wir Tickets für eine Teilnahme vor Ort freischalten.

„Wer sich frühzeitig anmeldet, bekommt das Konferenzbuch geschenkt und den Vortritt, um bei der Teilnahme vor Ort (sofern möglich) einen Platz zu buchen.“
Wer sich frühzeitig anmeldet, bekommt das Konferenzbuch geschenkt (solange der Vorrat reicht) und den Vortritt, um bei der Teilnahme vor Ort (sofern sie möglich sein wird) einen Platz zu buchen. Wir werden die Anmeldereihenfolge für die Vergabe der Tickets berücksichtigen, d.h. man bekommt dann eine Woche vor der Freischaltung die Möglichkeit, das Vor-Ort-Ticket zu buchen.

Weitere Details zum Programmablauf und zur Organisation sowie die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es hier: www.eventbrite.de.

Cambridge: Vor allem Gleichheit und Vielfalt

An der Eliteuniversität in Cambridge sollen Professoren und Dozenten eine Umschulung in Sachen Rassismus erhalten. Aufgrund eines vorausgesetzten strukturellen Rassismus – es gibt nämlich mehr weiße Lehrkräfte als farbige, wird den Mitarbeitern ein Diversitätstraining als Weiterbildung verpasst. Auch mit Sanktionen muss gerechnet werden: 

Vom Rassismus heißt es zwar, er sei „strukturell“, aber wie er sich unter dieser Voraussetzung durch Kurse an Einzelnen wegerziehen ließe, ist nicht leicht zu sehen. Es soll auch Noten für die Kurse geben, die aber, heißt es, nur zu statistischen Zwecken ausgewertet werden. Wer flächendeckende Problemlösungen durchgesetzt hat, ohne zuvor flächendeckende Probleme mehr als definitorisch – „Es gibt eine Mehrheit weißer Lehrkräfte, also muss etwas getan werden“ – nachgewiesen zu haben, mag auch hier noch Spielraum für Sanktionen finden. Oder die Ausweitung der Gerechtigkeitskurse betreiben.

Mehr: www.faz.net.

Geschlechtswechsel als einfacher Sprechakt

Die Transgender-Bewegung will das körperliche Geschlecht juristisch abschaffen: Über Risiken und Nebenwirkungen wird konsequent geschwiegen. Ich empfehle den FAZ-Artikel „Die Überwindung des Fleisches“ von Thomas Thiel:

Nach den deutschen Gesetzesentwürfen soll ein Kind mit vollendetem vierzehnten Lebensjahr, also noch vor dem Ende der Pubertät und des körperlichen Reifungsprozesses, selbst – ohne ärztliche Beratung und elterliche Einwilligung – über den hormonellen Geschlechtswechsel entscheiden. Dass es in der Lage ist, diese Entscheidung zu überblicken, bevor es die Gefühlswirren der Pubertät überwunden und den körperlichen Reifeprozess abgeschlossen hat, wird von Medizinverbänden bezweifelt, zumal es darüber nicht mehr informiert werden muss.

Ein riskanter, ja gefährlicher Schritt. Denn der hormonelle Geschlechtswechsel führt nach einer britischen Studie fast immer zur späteren Geschlechtsoperation (98 Prozent). Kinder, die keine Hormone einnehmen, geben den Wunsch zum Geschlechtswechsel dagegen nach Langzeitstudien zu neunzig Prozent nach der Pubertät auf. Mit anderen Worten: Pubertätsblocker fördern der Wunsch nach Geschlechtswechsel. Nach einem Urteil des Hohen Londoner Gerichts ist ihr Einsatz ein experimenteller Akt an Kindern, dem sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Eingriffe in den kindlichen Körper anschließen wie die Amputation von Brust oder Penis, die den Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit und die Verminderung sexuellen Erlebens bis hin zur Anorgasmie zur Folge haben. Warum nehmen Grüne und FDP diese Risiken schweigend in Kauf?

Mehr: zeitung.faz.net

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