Das Doppelgesicht der Quote

Die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere ist die Lebenslüge der Gleichstellungspolitik. Jeder, der sich im realen Leben ein wenig auskennt, weiß, dass Spitzenpositionen in Wirtschaft und Politik das totale Engagement erfordern – 80-Stunden-Wochen sind keine Seltenheit. Die Verlierer der ideologisierten Gleichstellungspolitik sind die Frauen.

Die stärkste Unterstützung finden die Feministinnen heute bei den Ökonomen, die Frauen als brachliegende wirtschaftliche Ressource betrachten. Alle starren auf die Zahlen bei der Besetzung von Führungspositionen. Wie hoch ist der Anteil weiblicher Professoren an deutschen Universitäten? Wie viele Dax-Unternehmen werden von Frauen geführt? Die Gutmeinenden wollen Gleichheit statt Freiheit – und zwar Ergebnisgleichheit statt Chancengleichheit – und zwar Ergebnisgleichheit nicht für die einzelnen Frauen, sondern für die Gruppe der Frauen als ganze. Als ob Gleichberechtigung statistisch messbar an der Zahl von Frauen in bestimmten hoch bezahlten Berufen und Spitzenpositionen sei.

Hier der ausgezeichneter Kommentarmittschnitt von Norbert Bolz (Audiolink ist über das Lautsprechersymbol erreichbar): www.dradio.de.

Mehr Fälle von Sodomie

Die FAZ berichtete am 9. April:

Die Zahl von sexuellen Handlungen an und mit Tieren nimmt nach Einschätzung von Landwirtschaftsministerin Silke Lautenschläger (CDU) auch in Hessen zu. Zum einen berichteten Amtstierärzte, dass ihnen solche gemeinhin als Sodomie bezeichneten Verhaltensweisen immer häufiger zur Kenntnis gelangten, zum anderen belegten einschlägige Internetforen, in denen Täter sich zu solchen Praktiken bekennen oder sogar »Gebrauchsanweisungen« geben würden, diese Entwicklung, heißt es in der Antwort der Ministerin auf eine Anfrage mehrerer CDU-Abgeordneter. Sie vermute, dass die Taten, von denen die Behörden wüssten oder die gar vor Gericht verhandelt würden, »nur die Spitze eines Eisbergs« seien.

S. Dittert, O. Seidl u. M. Soyka schreiben in »Zoophilie zwischen Pathologie und Normalität«, Der Nervenarzt 1/2005, S. 61–67:

Der Wandel in der gesellschaftlichen Beurteilung sexueller Mensch-Tier-Kontakte von der Sodomie, Bestiophilie (oder gar Bestialität) als schwerster Sünde mit gerichtlicher Verfolgung oder gar Todesstrafe über Jahrhunderte hinweg bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts mit der heutigen Einstellung zur Zoophilie, die von der getadelten Perversion über die sexuelle Deviation bis zur Störung der Sexualpräferenz und schließlich »persönlichen Angelegenheit« reicht, wenn es nicht zur Verletzung oder gar Tierquälerei kommt, ist schon ein eindrückliches Dokument menschlichen Gesinnungswandels.

Da fällt mir Lev 18,23 ein: »Kein Mann und keine Frau dürfen mit einem Tier geschlechtlich verkehren. Das ist widerwärtig und macht unrein.«

Hier die vollständige Meldung: www.faz.net.

Kirche der Zukunft

Es ist schon irgendwie lustig (Oder überhaupt nicht lustig?). In einem Artikel des Christlichen Medienmagazins pro las ich gestern, die Kirche der Zukunft müsse sich wieder auf ihr diakonisches und politisches Mandat besinnen. Wir brauchen neben Evangelisation moderne Gottesdienste für moderne Menschen und soziale Projekte. So heißt es:

Zum politischen Engagement gehörten auch Aspekte, die in den letzten Jahrzehnten gerade von christlicher Seite immens vernachlässigt worden seien: die Bewahrung der Schöpfung, Umweltschutz also, und die Herstellung sozialer Gerechtigkeit.

Mir sind solche Forderungen aus den 80er Jahren vertraut. Ich war damals beim 21. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf angestellt. Präsident des Kirchentages war von 1983-1985 Bischof Huber. Ich habe ihn nicht oft zu Gesicht bekommen. Doch steht er mir als Mahner besonders in Fragen der sozialen Gerechtigkeit noch vor Augen.

Heute stieß ich allerdings in einem Vortrag von Wolfgang Huber auf eine Wahrnehmung, die sich mit der von pro und anderen nicht zu decken scheint. Ausgerechnet Huber sagte 2006 in seinem Vortrag »Das Vermächtnis Dietrich Bonhoeffer und die Wiederkehr der Religion« Folgendes:

Die Kirche, die für viele nur noch als politische Akteurin und sozialethische Mahnerin erkennbar war, wird wieder als Raum für die Begegnung mit dem Heiligen wahrgenommen. Auf die Frage, was die wichtigste Aufgabe der Kirche sei, wurde lange Zeit geantwortet: der diakonische Einsatz für Alte und Kranke sowie das Eintreten für die Schwachen in der Gesellschaft. Auch wenn diese Antwort ihre Bedeutung behält, sagen inzwischen doch viele, die wichtigste Aufgabe der Kirche sei die Eröffnung eines Raums für die Begegnung mit dem Heiligen, die Botschaft von Gottes Zuwendung zu seiner Welt, die Sorge für die Seelen.

Da bin ich ganz mit ihm. Ich gehöre zu diesen vielen. Um es mit Bonhoeffer, der gestern vor 65 Jahren von den Nazis gehängt wurde, zu sagen: »Je ausschließlicher wir Christus als unseren Herren erkennen und bekennen, desto mehr enthüllt sich uns die Weite seines Herrschaftsbereiches.« Für Bonhoeffer begründet und begrenzt das Letzte das Vorletzte.

Vor 500 Jahren besuchte Martin Luther Rom

»Sei gegrüßt, heiliges Rom!« Voller Erwartungen wanderte Luther 1510 nach Rom. Seine mit der Reise verbundenen Hoffnungen wurden allerdings herbe enttäuscht.

Der DLF informiert über Luthers Aufenthalt in der Stadt. Obwohl ich die Auffassung, Luthers Abneigung gegen Rom sei vor allem durch menschliche Verletzungen bestimmt gewesen, nicht teile, kann ich alles in allem den Beitrag empfehlen.

Hier der Mitschnitt: dlf_20100406_0944_ed4f97e8.mp3.

Staatsanwaltschaft fordert im Malatya-Mord-Prozess drei Mal lebenslänglich

Am 24. Prozesstag forderte die Staatsanwaltschaft im Prozess um die Ermordung von Necati Aydin, Ugur Yüksel und Tilmann Geske drei Mal lebenslange Haft ohne Bewährung für jeden der fünf Angeklagten. Dies meldet der Informationsdienst Bonner Querschnitte am 9. April 2010 (siehe ausserdem hier).

Die drei Opfer, zwei türkische und ein deutscher Christ, waren am 18. April 2007 brutal von fünf jungen Männern in Malatya, einer südosttürkischen Stadt, ermordet worden. Wie der christliche Informationsdienst Compass Direct weiter mitteilt, würden sowohl die Richter als auch die Staatsanwälte sehr darauf drängen, den jetzt fast drei Jahre währenden Prozess zu Ende zu bringen.

Der Staatsanwalt, der das Ergenekon-Verfahren in Istanbul führt, habe einen Polizei-Bericht an das Gericht in Malatya geschickt, in dem die fünf Angeklagten mit einer größeren Operation des »tiefen Staates« in Verbindung gebracht werden. Seit Oktober 2008 wird gegen Dutzende Mitglieder von Ergenekon der Prozess geführt. Die Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft stuft diese Organisation als terroristische Vereinigung ein. Ihr wird vorgeworfen, für viele politische Attentate verantwortlich zu sein, vor allem aber einen Putsch gegen die Regierung von Ministerpräsident Erdogan geplant zu haben. Unter den Angeklagten sind pensionierte hohe Militärs, Professoren, Journalisten, Rechtsanwälte und Politiker.

Der Richter in Malatya lehnte allerdings eine weitere Untersuchung möglicher Verbindungen zwischen den fünf Angeklagten und Ergenekon ab, obwohl es nach Ansicht der Vertreter der Nebenklage viele Indizien dafür gäbe. So seien die Morde von Malatya Teil einer Serie von Anschlägen gegen die christliche Minderheit, die alle auf das Konto dieser Vereinigung gingen. Dies gelte nicht nur für die Morde an dem katholischen Priester Andreas Santoro (Februar 2006, Trabzon) und dem armenischen Publizisten Hrant Dink (Januar 2007, Istanbul), sondern auch für die Entführung eines syrisch-orthodoxen Priesters, eine schwere Messerattacke gegen einen Priester in Izmir, schwere Bedrohungen gegen einen protestantischen Pastor in Samsun – alles Vorfälle der letzten Jahre. Sollte der Istanbuler Staatsanwalt bis zum Ende des Malatya-Prozesses keinen Plan vorgelegt haben, um diesen Hinweisen im Istanbuler Ergenekon-Verfahren nachzugehen, würden sich die Nebenkläger vorbehalten, den Prozess vor das oberste Berufungsgericht zu bringen, so Erdal Dogan, ein Vertreter der Nebenklage.

Susanne Geske, eine der Witwen, findet es »schade, dass nur die fünf verurteilt werden und die Hintermänner auf freiem Fuß bleiben.« Sie befürchtet, dass sich letztere einfach neue Leute suchen könnten, um Ähnliches zu verüben. Die Nebenklage und die Verteidiger werden am 15. April, dem nächsten Prozesstag, ihre Plädoyers halten, sodass Einschätzungen türkischer Quellen zufolge möglicherweise schon am 16. April das Urteil verkündet werden könnte.

Die kleine protestantische Gemeinde in Malatya hat in den letzten drei Jahren eine schwere Zeit gehabt. Einige Mitarbeiter haben die Stadt verlassen, manche einheimischen Gläubige trauten sich nicht mehr, in die Gemeinde zu kommen. Familie Geske ist wie damals angekündigt in der Stadt geblieben. Im Laufe der Zeit sind aber auch neue Mitarbeiter dazugekommen. Und im letzten Jahr sind auch einige Einheimische zum Glauben gekommen und gehen jetzt gemeinsam mit der Gemeinde den Weg mit Jesus. An Karfreitag gab es gerade einen »Jesu-Kreuzigung-Gedächtnis-Gottesdienst«. Und am Ostersonntag haben die Christen wieder vor Ort zum Gottesdienst eingeladen, und Gäste aus anderen Gemeinden kamen hinzu, um die Gemeinde zu ermutigen.

Aus Anlass des dritten Jahrestages der Morde von Malatya am 18. April hat die Allianz der Protestantischen Gemeinden in der Türkei zu einem »Weltweiten Gebetstag für die Türkei« aufgerufen. Da der 18. April dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, werden Gemeinden überall auf der Welt ermutigt, einige Minuten der Gebetszeit in ihren Gottesdiensten dazu zu verwenden, gemeinsam mit Millionen von Christen die Türkei und ihre Kirche vor den Thron Gottes zu bringen, so Pastor Zekai Tanyar (Izmir), derzeit Vorsitzender der Vereinigung Protestantischer Kirchen in einem eMail.

Als Hilfe dafür gibt es ein kurzes, 4-minütiges Video sowie einen Gebetsbrief (beides in verschiedenen Sprachen, darunter auch in deutscher Übersetzung) unter: www.prayforturkey.com.

Performance und Pulp

Entfremdung ist das Stichwort für Lady Gagas Selbstinszenierung. Katrin Horn, die derzeit über das Thema Deconstructing Gender Hegemony, Queering the Cultural Mainstream: Camp as a subversive strategy in the production and reception of contemporary American popular culture promoviert, hat das neue Video »Telephone« von Lady Gaga analysiert:

Ihre ständige wechselnden Images, ihre Kostüme, Frisuren und Make-Up, manchmal sogar Masken, sind Maskeraden, sind nicht einfach Kleidung, sondern Teil der Performance Art. Damit perfektioniert Gaga ein Spiel mit den Geschlechtern und Identität, das in den 80ern Annie Lennox und Madonna in unterschiedlicher Ausprägung ins Pop-Geschäft eingebracht haben und das vor allem bei Annie Lennox zu ähnlichen Hermaphroditen-Vorwürfen führte wie bei Lady Gaga. Dass Lady Gaga jedoch ein eigenes Video nutzt, um das Gerücht erneut zu thematisieren (und es damit vor dem Vergessen zu bewahren) und es einerseits aus der Welt zu schaffen („Told you she didn’t have a dick“), andererseits aber ihr Bedauern über diesen Umstand auszudrücken („Too bad“), ist neu und für einen einfachen Marketing-Gag mehr als ungewöhnlich. Darüber hinaus inszeniert sie sich sowohl als Sex-Babe (etwa in der Cage-Dancing-Szene), dessen Darstellung jedoch von Bildern als Mord-Opfer unterbrochen wird, als auch als Drag-Queen-Version der amerikanischen Hausfrau. Darüber hinaus gibt es Lady Gaga in der bereits erwähnten Myra-Breckinridge-Ausführung (eine MTF-Transgender aus einem Camp-Klassiker, die sich anschickt die Weltordnung umzustürzen), als hosenloses Biker-Chick und als Shania-Twain-Country-Inkarnation. Falls „sexy“ also überhaupt das richtige Wort zur Beschreibung ihrer Wirkung ist, gilt dies wohl vor allem für ein queeres Verständnis von Sex-Appeal. „Verstörend“ trifft die Ästhetik ihrer Performance und Sexualität jedoch in den meisten Fällen deutlich besser.

Wenn Judith Butler also Recht hat und „gender parody“ das richtige Mittel ist, um die heteronormative Matrix in Frage zu stellen und Linda Hutcheon mit ihrer Definition von Parodie als „repetition with a critical difference“ richtig liegt, ist Lady Gaga und ihr Performance-Marathon mit Pulp-Bezug in „Telephone“ ein mehr probates Mittel zur Subversion der Popkultur. Hinzu kommt, dass Gaga den Zuschauern das längst überfällige Happy-End zum Road-Movie Thelma & Louise nachreicht und damit das seinerzeit anscheinend nötige Eindämmung transgressiver Weiblichkeit einholt.

Hier der vollständige Text: genderblog.de.

Das Letzte, was ich von den Kindern sah

Die türkische Regierung leugnet den Völkermord an den Armeniern. Zwischen 1915 und 1917 wurde das älteste christliche Volk fast vollständig vernichtet. Daran erinnert eine herausragende Dokumentation im ARD-Fernsehen. Sie wird für Wirbel sorgen.

»Aghet – ein Völkermord« läuft am Freitag, den 9. April, um 23.30 Uhr im Ersten.

Hier ein Beitrag dazu von Karen Krüger: www.faz.net.

Zondervan goes to iPad

6a00e54fc7cbdb88340133ec61e9eb970b-450wi.jpgDer amerikanische Verlag Zondervan hat damit begonnen, akademische Literatur für Theologen und Pastoren für das iPad verfügbar zu machen. In einer Mitteilung heißt es:

In the iBookstore, you will see many titles available for purchase, including full-color textbooks like The New Testament in Antiquity and popular reference works like The Inklings of Oxford. In addition, we look forward to seeing Zondervan titles on the iPad through some of our partners‘ apps (like Logos Bible Software and Olive Tree).

Mehr Informationen dazu hier: www.zondervan.com.

Tim Keller zur Erneuerung der Apologetik

Tim Keller fordert eine Erneuerung der christlichen Apologetik:

There is a lot of resistance right now among younger evangelical leaders toward apologetics. We are told we don’t need arguments any more because people aren’t rational. We need loving community instead. But I think this is short-sighted for two reasons. First, Christians in the West will finally be facing what missionaries around the world have faced for years—how to communicate the gospel to Muslims, Buddhists, Hindus, and adherents of various folk religions. All young church leaders should take courses in and read the texts of the other major world religions. They should also study the gospel presentations written by missionaries engaging those religions. Loving community will be extremely important, as it always is, to reach out to neighbors of other faiths, but if they are going to come into the church, they will have many questions that church leaders today need to be able to answer.

Second, there a real vacuum in Western secular thought. When Derrida died I was surprised how many of his former students admitted that High Theory (what evangelicals call ‚post-modernism‘) is seen as a dead end, mainly because it is so relativistic that it provides no basis for political action. And a leading British intellectual like Terry Eagleton in recent lectures at Yale (published as Religion, Faith, and Revolution by Yale Press) savaged the older scientific atheism of Dawkins and Hitchens as equally bankrupt. Eagleton points out that the Enlightenment’s optimism about science and human progress is dead. Serious Western thought is not going back to that, no matter how popular Dawkins‘ books get. But postmodernism cannot produce a basis for human rights or justice either.

Kellers zweite Anmerkung zur »Höheren Theorie« deckt sich mit meinen eigenen Beobachtungen. Im Buch Die Postmoderne habe ich 2006 geschrieben (S. 61):

Während die Postmoderne im Kulturleben und in der Politik westlicher Gesellschaften allgegenwärtig ist, verliert sie im Raum des Denkens allmählich ihren Einfluss. In Frankreich, wo der Dekonstruktivismus seinen Siegeszug begann und Andersdenkende geradezu paralysierte, gibt es bereits brillante Entwürfe gegen die Diktatur des Dialogs.  Seit Jahren sind in den Feuilletons Grabgesänge zu lesen, die erklären, die Postmoderne habe sich in Illusionen verzettelt und sei inzwischen Schnee von gestern .

Hier mehr von Tim Keller zum Thema: theresurgence.com.

Monopolverlust der Ehe

Bis in die 1970er Jahre hinein haben fast alle Erwachsenen geheiratet. Seit der Postmoderne sinken nach Auskunft des Instituts für Demographie, Allgemeinwohl und Familie die Heiratsquoten deutlich ab.

Das Institut schreibt zu dieser demographischen Entwicklung:

Der »Zweite Demographische Übergang« beendete diese Epoche der bürgerlichen Familiengesellschaft. Ehe und Familie verlieren seitdem sukzessive an sozialer Geltung: Zunächst nahmen Scheidungen zu, dann breiteten sich nichteheliche Lebensgemeinschaften aus und schließlich wuchs die Zahl der Singles. Die Familiengründung verschob sich immer mehr in ein höheres Lebensalter, zuerst wurden höhere Geburtenparitäten seltener und schließlich nahm auch die Kinderlosigkeit zu. Kinder sind längst nicht mehr ein selbstverständlicher Teil der Lebensplanung, sondern konkurrieren mit anderen Optionen (Konsum, Freizeit, Beruf). Im Zentrum der postmodernen Mediengesellschaft steht das autonome Individuum: Sein Selbstverwirklichungsstreben soll nicht durch endgültige Bindungen an Personen (Kinder, Ehegatten), Institutionen (Staat, Kirche) und Moral behindert werden. Die »traditionelle« Familie gilt dem postmodernen Individualismus als überholte Institution und ihr Bedeutungsverlust als emanzipatorische Befreiung. Gerne verdrängt werden die Kosten dieser Emanzipation: Weil die Familie ausfällt, muss immer häufiger der Staat für Kinder und alte Menschen sorgen. Gleichzeitig schwindet das Reservoir junger Arbeits- und Pflegekräfte, Steuer – und Beitragszahler. Diese Kollateralschäden der Emanzipation unterhöhlen die Fundamente des seit dem 19. Jahrhundert aufgebauten Wohlfahrtsstaatsgebäudes. Im Gegensatz zu Deutschland hatten die »neuen Industrieländer« kaum Zeit, eine solche Sozialarchitektur zu errichten: Fast zeitgleich erleben sie den ersten und den zweiten »Demographischen Übergang« – umso härter dürften sie die sozialen Konsequenzen des »exzessiven Individualismus« (E. Durkheim) treffen.

Hier mehr: www.i-daf.org. Interessant ist ausserdem folgender Artikel: www.welt.de.

R.B. Gaffin: Die Heilsordnung bei Paulus

201004071023.jpgGuy Davies hat das Buch:

  • Richard B. Gaffin Jr.: By Faith, Not By Sight: Paul and the Order of Salvation, Paternoster, 2006, 114 S., ca. 10 Euro

rezensiert. Thema des Buches ist die paulinische Heilsordnung (ordo salutis) und damit auch die »Neue Paulusperspektive« . Davies:

Gaffin also discusses eschatology and justification. Over and against N. T. Wright and other advocates of the „New Perspective on Paul“, the theologian does not think that justification is primarily concerned with the issue of who is a member of the church. He insists that justification is a forensic declaration that the believer is righteous in Christ. Justification thus defined that makes the gospel good news for guilty sinners. Paul emphasises that the Christian is justified on believing in Christ. Justification is therefore an event in the believer’s past. We have been justified by faith (Romans 5:1). But the apostle also teaches that there will be a future justification for believers (Romans 2:13, Galatians 5:5). Future justification will be „according to works“, but this does not compromise „justification by faith alone“. The believer’s past justification will not be imperilled by the future justification. N. T. Wright argues that future justification will be on the basis of a lifetime of faithfulness of God (see p. 98). But works will not be the basis of the believer’s future justification. Paul does not teach a future justification „by works“, but „according to works“. The distinction is an important one. The Christian is both transformed and justified on his or her union with Christ.

Hier die vollständige Buchbesprechung: exiledpreacher.blogspot.com.

Das Buch von Gaffin kann hier bestellt werden:

Die Christusbotschaft des Ken Wilber

In ihrem neuen Buch Spirituelle Kräfte des Neuen Zeitalters beschreiben Martin und Elke Kamphuis die Christusbotschaft des in den Emerging Church-Kreisen so geschätzten Ken Wilber wie folgt (siehe auch hier):

Inhalt seiner Verkündigung solle die sogenannte Christusschaft aller Menschen gewesen sein, die gemäß Ken Wilber zum Märtyrertod am Kreuz führte. Ein Medium will folgende Botschaft von Jesus bekommen haben: «Ich lebte, um die Möglichkeiten der Menschen zu zeigen. Was ich getan habe, können alle Menschen tun, und was ich bin, können alle Menschen sein.» Darum solle er seinen Jüngern den folgenden Auftrag gegeben haben: «Gehet hin in alle Welt und predigt den Menschen das Evangelium von der Allmacht der Menschen.»

Wilber ist der Meinung, die damaligen Menschen hätten Jesu Botschaft nicht verstanden, weil sie in ihrer evolutionären Bewusstseinsentwicklung noch nicht auf seiner Ebene angekommen waren. Dies solle auch für seine Jünger gegolten haben, die sich gemäß Wilber noch auf einer niedrigeren Bewusstseinsebene befanden, indem sie noch an einen Gott außerhalb von sich selbst glaubten. Da Jesus den spirituellen Stand seiner Jünger erkannte, solle er es für notwendig gehalten haben, sie über Gott als den Vater zu unterrichten, statt über ihre eigene Göttlichkeit. Zeichen der Höherentwicklung der Menschen des Neuen Zeitalters soll die Erkenntnis über «die wahre Botschaft Jesu» sein. Diese könne folgendermaßen lauten: «Jesus war nicht Mensch wie wir, sondern wir sind Götter (Gott) wie er.»

Für Wilber steht fest, dass der wesentliche Inhalt der Lehre Christi «reine Gnostik war». Die Gnostik bietet Erlösung über die eigene Erkenntnis der Wahrheit an. Die Wahrheit solle z.B. lauten: «Gib die Suche auf nach Gott, der Schöpfung und anderen Dingen. Suche ihn, indem du dich selbst als Ausgangspunkt nimmst. … Dich selbst kennen, heißt Gott kennen».

Das Buch, das sich kritisch mit der Esoterik und dem New Age-Denken auseinandersetzt:

  • Martin und Elke Kamphuis: Spirituelle Kräfte des Neuen Zeitalters: Von der Wirklichkeit Gottes und der Gefahr kosmischer Kräfte, Basel u. Gießen: Brunnen Verlag, 2010, 160 S., 9,95 Euro

kann hier bestellt werden:

Das iPad und die geistliche Transformation

Zum Verkaufsstart des iPad hat der falsche Steve Jobs einen persönlichen Brief im Internet publiziert. Darin heißt es:

The truth is, this is all about spiritual emptiness. That is why you’re standing in line. Except for Scoble, who is an attention whore and just doing it to get attention. The truth is, all over the world, across every culture, there exists a sense of yearning. A kind of malaise. An emptiness. At the risk of sounding like Dr. Seuss: There is a hole in your soul. That is what we’re addressing at Apple. That is the hole we aim to fill. Sadly, as you may have begun to suspect, that hole can never really be filled. The truth is that modernity, the condition of living in our modern world, has inflicted terrible wounds on your inner self. These wounds can never be healed. They can only be treated. At best we provide palliative care. Not a cure. Because, my dear fellow human beings, there is no cure for what ails you. The products we create provide only temporary relief. Their magic eventually wears off. The sense of childlike wonder they impart will, over time, begin to fade. And then you need a new product. Think back to June 29, 2007. Do you remember the rapture? The wonder of iPhone? The magic? Now that is gone, but here we come with another shot of digital Dilaudid. Sleep well, my friends. Sleep deeply and rest, cradled in the arms of my electronic medicine.

Er legt noch eine Schippe drauf: »Hold your iPad. Gaze at it. Pray to it. Let it transform you.«

Ist natürlich alles Quatsch.

VD: JA

Krankenhausseelsorge 2.0

In Japan haben Wissenschaftler einen Roboter entwickelt, der menschliche Gesichtsausdrücke imitieren kann. Die Mensch-Maschine ist weiblich. Eine echte Frau hat dafür Modell gestanden. Ihre Roboter-Kopien für 78.000 Euro sollen bald einen echten Job bekommen – im Krankenhaus zur Unterhaltung von Patienten.

Hier mehr: www.welt.de.

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