Drag-Lesungen für Kinder

In München sollen Drag-Darsteller Mädchen und Jungen ab vier Jahren bei einer Lesung in „farbenfrohe Welten“ mitnehmen. Was die örtlichen Grünen als Vielfalt feiern, ist in Wahrheit knallharte queere Identitätspolitik. Hier werden Grenzen nicht nur überschritten, sondern eingerissen. Beatrice Achterberg kommentiert treffend:

Im Münchner Veranstaltungshinweis liest sich das so: Die Kinder sollen mitgenommen werden in «farbenfrohe Welten, die unabhängig vom Geschlecht zeigen, was das Leben für euch bereithält, und dass wir alles tun können, wenn wir an unseren Träumen festhalten». Queertheoretische Identitätspolitik, die das Geschlecht in den Mittelpunkt rückt, wird in kindliche Geschichten gewoben. Über diesen Umweg konfrontiert man kleine Kinder mit ihrer Geschlechtlichkeit. Darum geht es. Das ist die Absicht.

Mehr: www.nzz.ch.

Herold

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Die monatliche Zeitschrift Herold erscheint mittlerweile seit 64 Jahren und wird weltweit an über 25.000 Leser versandt. Jede Ausgabe widmet sich einem bestimmten biblisch-theologischen Thema und entfaltet dieses durch Kurzpredigten, Artikel und Andachten. Oberste Priorität hat dabei die bibeltreue Verkündigung und seelsorgerlich-praktische Anwendung.

Ausgaben der Zeitschrift Herold können bei der Herold Mission bestellt werden. Übrigens kann man Ausgaben auch sehr gut verschenken. Die Zeitschrift kostet keine Gebühren. Doch lohnt sich die Unterstützung des Missionswerks durch Spenden.

Hier: herold-mission.com.

Reformation als Vorläufer des Säkularismus?

Nicht nur aus den Reihen der katholischen Apologetik hören wir, dass die Reformation die Säkularisierung angestoßen hat und somit für die spätmoderne Beliebigkeitskultur (auch in Glaubensfragen) mitverantwortlich ist. Historiker wie Brad S. Gregory zeigen ebenfalls, dass unter dem Einfluss der Reformation der christliche Glaube ein betont subjektives und therapeutisches Profil erhielt (vgl. The Unintended Reformation von von Brad S. Gregory).

Matthew Barrett würde Entwicklungen dieser Art nicht bestreiten. Doch insgesamt plädiert er dafür, besser zu verstehen, dass die Reformatoren in vielen Bereichen in Kontinuität zur historischen Kirche stehen, etwa bei der Formulierung der Dreieinigkeitslehre. Nur dort, wo diese Grundlagen vergessen oder verleugnet werden, kann sich der Subjektivismus durchsetzen. Sein Buch The Reformation as Renewal: Retrieving the One, Holy, Catholic, and Apostolic Church wird daher von vielen Theologen ungeduldig erwartet.

Wer nicht bis zur Veröffentlichung dieses Grundlagenwerkes warten möchte, bekommt durch den Podcast Should we blame the Reformation for secularism? die Möglichkeit, Barrett zuzuhören, wenn er über Metaphysik, Platon, Aristoteles, den Universalienstreit oder Luthers Kritik am Scholastizismus spricht.

Hier: UPDATED–2023_04_06_Parkison–2_mixdown–1.mp3.

Ein Todeswerk in Brüssel

In seinem Buch Siegeszug des modernen Selbst beschreibt Carl Trueman unter Rückgriff auf Thesen des Soziologen Philip Rieff die sogenannten „Todeswerke“.

Was sind Todeswerke?

Todeswerke sind dafür da, heilige Ordnungen zu zerstören, vor allem im Bereich der Kultur. Sie stellen einen Angriff auf etablierte schöpferische Kunstformen dar. Ein Todeswerk zielt darauf ab, die tiefere moralische Struktur einer Gesellschaft auszuhebeln.

Sie spielen daher eine große Rolle, wenn es darum geht, Veränderungen des gesellschaftlichen Ethos herbeizuführen. Sie beeinflussen das, was der kanadische Philosoph Charles Taylor das „soziale Vorstellungsschema“ nennt. Zusammengefasst ist das soziale Vorstellungsschema die Art und Weise, wie Menschen sich die Welt vorstellen und intuitiv in ihr handeln. Es ist unsere Gesamtsicht auf die Wirklichkeit, wie wir sie verstehen und welchen Sinn wir in unserem Verhalten sehen (vielleicht vergleichbar mit den Begriff „Weltbild“, der früher sehr verbreitet war).

Todeswerke bringen weniger Argumente gegen die alte Ordnung vor, sondern unterwandern sie geschickt. Sie zielen darauf ab, den ästhetischen Geschmack und die Sympathien der Gesellschaft so zu lenken, dass die Normen, auf denen sie beruht, untergraben werden. Sie lassen deshalb die alten Gebote lächerlich erscheinen.

Um genauer zu verstehen, was Rieff mit „heiligen Ordnungen“ meint, müssen wir uns kurz mit seiner Unterscheidung von drei Welten beschäftigen. Es hat – so viel sei vorausgesagt – nichts mit der Drei-Welten-Lehre von Gottlob Frege oder Karl Popper zu tun (vgl. hier).

Rieff hat die Begriffe erste, zweite und dritte Welten eingeführt, um zwischen drei Arten von Kulturen zu unterscheiden. Eine erste und zweite Welt begründet ihre Moralvorstellungen mit dem Verweis auf etwas Transzendentes – etwas, das über die Welt selbst hinausgeht. In einer ersten Welt ist dies beispielsweise ein Mythos, in einer zweiten Welt der Glaube an einen Gott. Das Christentum hat eine heilige Kultur der zweiten Welt geschaffen. Erste und zweite Welten entwickeln eine moralische und kulturelle Stabilität, weil ihr Fundament in etwas liegt, das über sie hinausgeht. Im Gegensatz dazu gründen dritte Welten ihre Kultur, Gesellschaftsordnungen und Moralvorstellungen nicht auf etwas Heiligem. Sie sind auf sich selbst angewiesen. Dritte Welten sind – so würde der Philosoph Herbert Schnädelbach sagen, reflexiv (Kant, 2018, S. 10):

Vollständig reflexiv sind Kulturen, wenn sie sich bei ihrer Selbstinterpretation nicht länger auf etwas beziehen können, was Kultur und damit menschlicher Verfügung entzogen wäre – seien es Dämonen, Götter oder „die“ Natur. So ist in der Moderne die Kultur in allen Dingen ganz auf sich selbst verwiesen; sie ist ihr eigenes Subjekt, denn es gibt hier keine höhere Instanz als das kulturelle „Wir“.

Die Todeswerke der dritten Welt richten sich nun gegen die Kulturen der ersten und zweiten Welt. Sie leben von der Dekonstruktion, da sie das Heilige der zweiten Welt lächerlich machen. Eines von Rieffs Kernbeispielen ist Andres Serranos berüchtigtes Werk Piss Christ. Dort wird ein Kruzifix gezeigt, das in den Urin des Künstlers getaucht ist. Trueman schreibt dazu:

In vielerlei Hinsicht ist dies ein Paradebeispiel für das, worauf Rieff hinweist: Ein Symbol für etwas, das der zweiten Welt zutiefst heilig ist, wird in einer Form präsentiert, die es entwürdigt und gänzlich abstoßend macht. Serrano belustigt sich mit diesem Kunstwerk nicht nur über die heilige Ordnung. Er hat sie in etwas Schmutziges, Ekelhaftes und Abscheuliches verwandelt. Die höchste Instanz der zweiten Welt, Gott, wird buchstäblich in die Kloake, in das Allerniedrigste, geworfen. Das Sakramentale wird zum Exkrementalen. Dies ist kein schlichter Angriff auf die privaten religiösen Gefühle von Katholiken. Es ist eine Attacke auf die Autorität selbst. Ein Angriff auf die heilige Ordnung, durch die die zweite Welt legitimiert wird. Seine Kraft liegt nicht in einem Argument, das vorgebracht wird, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie das Reine durch das Schmutzige subversiv untergraben wird. Die Religion wird nicht als unwahr hingestellt, sondern als geschmacklos und abstoßend.

Wir finden heute Todeswerke an vielen Orten, etwa in Brüssel. Dort wurden gerade die Bilder der schwedischen lesbischen Fotografin Elisabeth Ohlson ausgestellt. Sie zeigen einen Jesus, der von sadomasochistische Aposteln umgegeben ist und sich sich für die Rechte der LGBTQ+Community einsetzt (siehe hier).

Michael Horton: Kultur ansprechen, ohne das Evangelium zu verlieren

In dem Artile „Wie man die Kultur anspricht, ohne das Evangelium zu verlieren“ stellt sich Michael Horton sieben Fragen rund um das Thema „Evangelium und Kultur“. Dabei betont er die Notwendigkeit, die eigenen Kinder in Familie und Gemeinde apologetisch zu schulen und zu stärken, damit sie den Herausforderungen von Morgen gewachsen sind: 

Auch hier fängt es im kleinsten Kreis an: unsere eigenen Kinder und Enkelkinder, dann die Familie Gottes in unserer Ortsgemeinde. Es wird gesagt, dass die meisten jungen Erwachsenen dem Glauben noch vor dem dritten Studienjahr den Rücken zukehren. Das ist ein Skandal. Warum finden sie diese anderen Geschichten so fesselnd, dass sie die „in Christus“-Geschichte, in die sie durch Katechese und Predigt hineingetauft und hineingewachsen sind, für eine andere „in Adam“-Geschichte dieses vergehenden Zeitalters aufgeben wollen? Tauchen wir sie wirklich in diese Geschichte ein? Wird der Dienst des Wortes und des Sakramentes treu ausgeführt? Und zwar nicht nur von der Kanzel, dem Taufbecken und dem Abendmahlstisch, sondern auch in unseren Jugendgruppen, auf Familienfreizeiten und bei regelmäßigen Interaktionen unter der Woche?

Wir müssen aufhören, die jungen Menschen in unserer Gemeinde als selbstverständlich zu betrachten. Sie sind nicht „die Kirche von morgen“, sondern Teil der heutigen Kirche, die Schafe, zu denen Christus uns beruft, sie zu weiden und zu pflegen. Sie brauchen mehr Apologetik als Pizza, mehr Möglichkeiten, aufrichtig Fragen zu stellen und diese auch beantwortet zu bekommen, als Rock-Konzerte. Sie brauchen aber auch eine glaubwürdige Gemeinde, die die Wahrheit des Evangeliums widerspiegelt. Das heißt nicht, dass es eine Gemeinde aus perfekten Menschen oder Besserwissern sein soll (was sowieso nur zu Enttäuschung, Verzweiflung und Zynismus führt), sondern aus Sündern, die sich jede Woche zusammenfinden, um Buße zu tun und an das Evangelium zu glauben und gemeinsam in einer Gemeinschaft von Pilgern verbunden zu sein.

Mehr: www.evangelium21.net.

E21-Regionalkonferenz mit Tom Schreiner

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Vom 2.–3. Juni 2023 findet die E21-Regionalkonferenz Mitte in der Immanuel-Gemeinde in Wetzlar statt. Das Thema lautet „Theologie für die Gemeinde“. Die Hauptredner werden Tom Schreiner, Helge Stadelmann und Daniel Knoll sein. Thomas R. Schreiner ist in Deutschland vor allem den Bibelauslegern bekannt. Er ist ein amerikanischer reformierter Neutestamentler und James Buchanan Harrison-Professor für die Auslegung des Neuen Testaments am Southern Baptist Theological Seminary (USA).  

Eine Möglickkeit zur Anmeldung gibt es hier: www.evangelium21.net.

Augusto Del Noce: Ursprünge des modernen Säkularismus überdenken

Der italienische Philosoph Augusto Del Noce (1910–1989) hinterfragt in seinem Buch The Problem of Atheism die pessimistische Vorstellung, dass „bei jedem Philosophen, von Descartes an“ die Geschichte der Philosophie als Prozess der Säkularisierung zu lesen sei. Obwohl Descartes vielleicht die Rebellion des Rationalismus gegen das Christentum ermöglichte, war sein eigentliches Anliegen genau das Gegenteil. Er wollte die unverwechselbaren und eng miteinander verbundenen Verpflichtungen des Christentums zu Freiheit, Transzendenz und Menschenwürde bewahren.

Publilc Discourse, das Journal des Witherspoon Instituts, schreibt: 

Trotz der Fehler in Descartes‘ Denken, die den Aufstieg des Rationalismus ermöglichten, kann man ihn also nicht als Begründer des modernen Säkularismus bezeichnen. Die heute weit verbreitete Irreligion ist weniger aus Ideen entstanden als aus unserer Entscheidung, Ideen zur Rationalisierung unserer eigenen egoistischen Entscheidungen zu nutzen. Atheismus ist keine zwangsläufige Folge von Kräften außerhalb von uns: Ob wir mit seiner Hilfe für Gott leben oder durch unser begrenztes Verständnis für uns selbst, liegt an uns. Dies ist die hoffnungsvolle Botschaft, die den Kern von Das Problem des Atheismus bildet: eine Widerlegung der pessimistischen Vorstellung, dass „n jedem Philosophen, von Descartes an“ … „die Geschichte der Philosophie ein Prozess der Säkularisierung ist.“ Die Lösung für den zeitgenössischen Atheismus besteht nicht darin, die Moderne und ihre edlen Bestrebungen nach Freiheit, Wahrheit und Achtung der Menschenwürde aufzugeben. Wir müssen stattdessen einen Weg finden, unseren Mitbürgern zu zeigen, warum wir diesen Idealen ohne Gott nicht konsequent gerecht werden können.

Mehr: www.thepublicdiscourse.com.

Bibeljournale

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VM BJ Roemer Webseite Mockup07Im Verlag Verbum Medien haben wir damit begonnen, hochwerte Journale für das Studium der Bibel herauszugeben. Auf der linken Seite ist der Bibeltext (Luther 2017) abgedruckt, auf der rechten Seite gibt es Platz für eigene Notizen. Die Bibeljournale eignen sich für die persönliche Stille Zeit, zur Nutzung im Hauskreis und in der Gemeinde oder für das Bibellesen mit einem Freund. 

Hier eine Leseprobe: Bibeljournal-Roemer_Leseprobe.pdf.

Bestellt werden können die Journale am Besten direkt beim Verlag: verbum-medien.de.

Die Zukunft der Anglikanischen Kirche

In der Anglischen Kirche hat es ein Erdbeben gegeben. Das theologisch konservative Netzwerk Gafcon in der anglikanischen Kirche (Global Anglican Future Conference) und die Gemeinschaft der Anglikanischen Kirchen des Globalen Südens (Global South Fellowship of Anglican Churches) haben sich von der Kirche von England und ihrem Oberhaupt, dem Erzbischof Justin Welby, getrennt. Die Nachrichtenagentur IDEA schrieb dazu

Welby habe durch seine öffentliche Unterstützung für die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare einen Verrat an seinen Ordinations- und Weihegelübden begangen. Deshalb sei „seine Führungsrolle in der anglikanischen Gemeinschaft völlig unhaltbar“. Seine Forderung, die Vertreter unterschiedlicher Positionen zur Homo-Segnung müssten in der anglikanischen Gemeinschaft in „guter Meinungsverschiedenheit“ zusammenleben, sei inakzeptabel.

„Wir weisen die Behauptung zurück, dass zwei widersprüchliche Positionen in Fragen des Heils beide gültig sein können“, so die Erklärung. Nach biblischer Lehre dürfe Sexualität nur in einer exklusiven, lebenslangen Ehe zwischen einem Mann und einer Frau stattfinden.

Die Kirchenprovinzen, Diözesen und Kirchenleiter, die sich von dieser biblischen Lehre entfernt hätten, müssten Buße tun. „Wir sehnen uns nach dieser Umkehr, aber solange sie nicht umkehren, bleibt unsere Gemeinschaft mit ihnen unterbrochen.“

Beide Zusammenschlüsse repräsentieren gemeinsam rund 85 Prozent der anglikanischen Christen weltweit. Und erstaunlicherweise sind ihre Vertreter bei dem Treffen übereingekommen, neue Strukturen einer weltweiten Gemeinschaft ihrer Kirchen aufzubauen. Diese werden dann unabhängig von der Kirche von England und ihrem Oberhaupt arbeiten. Das ist für die liberale Kirche des Westen ein Desaster. Für Gafcon und die Kirchen des Globalen Südens ist es dagegen ein mutiger Gehorsamsschritt in die Unabhängigkeit und möglicherweise in die Armut. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass Gott sich zu seiner Kirche stellt und sie versorgen wird. 

Klaus Hickel, Pastor der anglikanischen Leipzig English Church (LEC), war bei dem Ereignis dabei und hat für den TheoBlog nachfolgend die Ergebnisse zusammengefasst: 

GAFCON IV in Kigali

Wenn christliche Denominationen und Gemeindeverbände sich immer tiefer in das theologisch liberale Labyrinth hinein verirren, stellen sich bekenntnistreue Gemeinden zwangsläufig die Frage, wie lange sie in historisch gewachsenen Strukturen verbleiben können. Für anglikanische Gemeinden und Einzelpersonen, die heterodoxe Strukturen aus ganz unterschiedlichen Gründen verlassen müssen oder aktiv daraus verdrängt werden, besteht seit 2008 dank weitsichtiger Entscheidungen ein „Rettungsboot“ mit dem Namen Global Anglican Future Conference (Gafcon). Gafcon veranstaltet seither im fünfjährigen Rhythmus die weltweite GAFCON-Konferenz für bekenntnistreue Anglikaner, zuletzt GAFCON IV vom 16. bis 21. April 2023 in Kigali, Ruanda.

Unter dem Eindruck aktueller revisionistischer Entscheidungen in der Church of England im Bereich Sexualethik stand GAFCON IV unter dem Motto „To Whom Shall We Go?“ (Joh 6,68). Die Antwort findet sich in der abschließenden Erklärung der GAFCON IV-Konferenz – dem Kigali Commitment 2023, das unter großem Beifall der Delegierten verlesen wurde. In der abschließenden Pressemitteilung heißt es:

Diese Konferenz hat deutlich gemacht, dass die Mehrheit der Anglikaner weltweit das Vertrauen in den Erzbischof von Canterbury verloren hat, einen gottgefälligen Weg in die Zukunft zu finden, der für diejenigen akzeptabel ist, die sich der Wahrhaftigkeit, Klarheit, Genugsamkeit und Autorität der Heiligen Schrift verpflichtet fühlen. Das betrübt uns, aber sie (Anm.: die Bischöfe der Church of England) sind es, die sich von uns abgewandt haben“, sagt Dr. Michael Stead, (Anm.: Bischof von South Sydney und Vorsitzender des Gafcon-Ausschusses).

Im Kigali Commitment heißt es: „Ziel und Auftrag der Kirche ist es, einer verlorenen Welt den herrlichen Reichtum des Evangeliums zu verkünden, indem sie den gekreuzigten und auferstandenen Christus predigt und ihre Glieder treu als seine Jünger zusammenleben.“

„Das Evangelium des auferstandenen Herrn Jesus hat für uns Priorität, und wir freuen uns darauf, uns wieder der Aufgabe zu widmen, Christus den Völkern treu zu verkünden“, so Bischof Stead.

Mit dem Kigali Commitment 2023 sieht sich Gafcon einer grundlegenden Neuausrichtung („Reset“) der anglikanischen Gemeinschaft verpflichtet. Entscheidende Bedeutung kommt hierbei der reformatorischen Glaubenslehre und insbesondere dem Schriftverständnis zu. Das Kigali Commitment stellt hierzu fest:

Die gegenwärtigen Spaltungen in der Anglikanischen Gemeinschaft sind durch radikale Abweichungen vom Evangelium des Herrn Jesus Christus verursacht worden. Einige in der Gemeinschaft haben sich von den hohlen und trügerischen Philosophien dieser Welt gefangen nehmen lassen (Kolosser 2,8). Ein solches Versagen, Gottes Wort zu hören und zu beherzigen, untergräbt die Mission der Kirche als Ganzes.

Die Bibel ist Gottes geschriebenes, von Gott ausgehauchtes Wort, wie es von seinen treuen Boten geschrieben wurde (2Timotheus 3,16). Sie trägt Gottes eigene Autorität, ist ihr eigener Ausleger und muss nicht ergänzt werden, noch kann sie jemals durch menschliche Weisheit aufgehoben werden.

Gottes gutes Wort ist die Regel für unser Leben als Jünger Jesu und die letzte Autorität in der Kirche. Es begründet, stärkt und lenkt unsere Mission in der Welt. Die Gemeinschaft, die wir mit unserem auferstandenen und aufgefahrenen Herrn genießen, wird genährt, wenn wir Gottes Wort vertrauen, ihm gehorchen und uns gegenseitig ermutigen, jeden Bereich unseres Lebens danach auszurichten.

Diese Gemeinschaft wird zerbrochen, wenn wir uns von Gottes Wort abwenden oder versuchen, es in einer Weise umzuinterpretieren, die die klare Lesart des Textes in seinem kanonischen Kontext umstößt und so seine Wahrhaftigkeit, Klarheit, Genugsamkeit und damit seine Autorität leugnet (Jerusalem Declaration #2).

Das Kigali Commitment wird über anglikanische Kreise hinaus begrüßt. Der Presbyterianer Brian Mattson schreibt:

Was für eine Freude ist es, die Kigali-Verpflichtung zu lesen und die unerschütterliche Treue von Kirchenführern in der ganzen Welt und insbesondere im globalen Süden zu sehen. Es sind größtenteils Afrikaner, die entschlossen aufstehen und Englands frühere Orthodoxie verteidigen – oder besser gesagt, den „Glauben, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert wurde“ (Judas 3)! Welch eine Ironie! Der britische Kolonialismus hat die 39 Artikel und das Book of Common Prayer exportiert, und nun haben diese Kolonien zum Leidwesen der Briten alles ein bisschen ernster genommen, als sie es beabsichtigt hatten.

Der vollständige Text des Kigali Commitment sowie weitere Informationen zu Gafcon befinden sich auf der Homepage der Konferenz: gafcon23.org.

Mit einem Anteil von 85 Prozent vertritt Gafcon den weitaus größten Teil der weltweit etwa 85 Millionen Anglikaner. Die Gruppierung versteht sich damit nicht nur als Konferenz, sondern als authentisch anglikanische Gemeinschaft mit klarem Schwerpunkt auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere den Schwergewichten Uganda (11 Mio. Anglikaner) und Nigeria (18 Mio.).

Seit Gründung der Organisation hat Gafcon in besonders stark vom Liberalismus betroffenen Regionen alternative kirchliche Strukturen ins Leben gerufen, darunter auch in Europa und Deutschland (aceanglicans.org).

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Der Verfasser Klaus Hickel ist Pastor für deutschsprachige Gemeindearbeit in der Leipzig English Church. Derzeit bereitet er unter dem Banner von ACE die Gründung einer deutschsprachigen Gemeinde vor (DV).

Kommunikation des Evangeliums

Da es immer schwieriger erscheint, den säkularisierten Menschen das Evangelium verständlich zu machen und sie zum Glauben zu rufen, ist in der neueren Diskussion unter der Formulierung „Kommunikation des Evangeliums“ der Prozess der Vermittlung in den Fokus gerückt. Es geht dabei nicht um eine möglichst große Verständlichkeit bei der Weitergabe der Guten Nachricht vom Sender an den Empfänger, sondern um den Prozess der Erzielung eines Einverständnisses zwischen beiden.

Unter dem Leitgedanken „Kommunikation des Evangeliums“ soll die frontale oder deduktive Predigt durch dialogische oder induktive Verfahren der Verkündigung ersetzt werden. Zur Erzielung des Einverständnisses kommt es zum Austausch in beide Richtungen. Dem Hörer soll dabei die Möglichkeit eröffnet werden, auf die Gestalt des Evangeliums selbst einzuwirken. Die Idee eines Evangeliums, das für alle Zeiten und an allen Orten inhaltsgleich verkündigt wird, wird ersetzt durch ein Evangelium als einen lebendigen Prozess, der durch den Verkündigungskontext bestimmt ist und der den Inhalt des Evangeliums mitgestaltet.

In den letzten Jahren hat sich im deutschen Sprachraum vor allem Christian Grethlein mit der Kommunikation des Evangeliums beschäftigt. Evangelium als Zentrum christlichen Glaubens erschließt sich nach ihm den Menschen in Form von Kommunikation. Was kommuniziert wird, hänge dabei auch vom Verstehen des Empfangenden ab. Der Hörer sei ein echtes Gegenüber. „Denn das Evangelium von der liebenden und wirksamen Gegenwart Gottes erschließt sich Menschen nur im gegenseitigen Austausch und ist keine feststehende Doktrin, der gegenüber Wissende und Unwissende unterschieden werden könnten …“ (Praktische Theologie, S. 169). „Die ganze Christentumsgeschichte durchzieht eine katastrophale Spur der Fehl- und Missverständnisse von Evangelium, wenn dessen Offenheit für pluriforme Aneignung auf eindimensionale Doktrinen reduziert wurde“ (ebd., S. 170). Evangelium sei „eben keine feststehende Lehre, sondern ein lebendiger Kommunikationsprozess“ (Kirchentheorie, S. 37). Von Anfang an sei es in unterschiedlicher Gestalt erschienen. Grethlein schreibt (Kirchentheorie, S. 40):

‚Evangelium‘ gibt es demnach nicht kontextlos. Es wird nur in konkreten Situationen von konkreten Menschen kommuniziert – und zwar ergebnisoffen. Jesus vertrat also kein feststehendes Lehrgebäude, sondern entwickelte den Inhalt von Evangelium in kommunikativen Prozessen.

Tatsächlich kontextualisierte der Apostel Paulus in einem gewissen Rahmen das Evangelium, was durchaus als vorbildlich gelten kann. Sein Ziel ist es, ein bestmögliches Verständnis dafür zu schaffen, was es bedeutet, dass Jesus Christus der von Gott verheißene Retter ist. Dabei knüpft er – wie es für jede Kommunikation notwendig ist – an den Verstehenshorizont der Adressaten seiner Missionspredigt an. Allerdings – und das ist wichtig – sind die Erwartungen, Bedürfnisse, Erkenntnisse oder Erfahrungen seiner Hörer keine Quellen, die auf den Inhalt seines Evangeliums einwirken. Paulus hat den Juden das Evangelium anders verkündigt als den Griechen. Aber er hat den Juden kein anderes Evangelium verkündigt als den Griechen.

Ein Aufsatz, in dem Thomas Jeising und ich das Konzept „Kommunikation des Evangeliums“ untersuchen und kritisieren, ist in der Ausgabe Nr. 31 von Glauben und Denken heute enthalten, die hier heruntergeladen werden kann: GuDh031.pdf.

Glauben und Denken heute 1/2023 online

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Die Ausgabe Nr. 28 (1/2023) der Zeitschrift für Theologie und Gesellschaft Glauben und Denken heute ist heute erschienen. In dieser Ausgabe befassen ich und Thomas Jeising sich mit der „Kommunikation des Evangeliums“, einem Ansatz, durch den man heutige Menschen mit – ja, womit denn eigentlich? – zu erreichen versucht. Jason S. DeRouchie vermittelt uns „Eine biblische Vision für die theologische Ausbildung“. Ein etwas kürzerer Artikel von Franz Graf-Stuhlhofer fragt nach den Personen (richtig, im Plural), die an der Abfassung des Johannesevangeliums beteiligt waren. In der Rubrik „Von den Vätern lernen“ zeigt Benjamin B. Warfield auf, inwiefern schon der Gottesglaube als solcher mit der Prädestination verknüpft ist. Darüber hinaus laden wieder Rezensionen und Buchhinweise zum Stöbern ein.

Artikel

  • Editorial: Ethik ist nicht nur Ethik (Tanja Bittner)
  • Die „Kommunikation des Evangeliums“ (Ron Kubsch und Thomas Jeising)
  • Eine biblische Vision für die theologische Ausbildung (Jason S. DeRouchie)
  • Einige Gedanken über die Prädestination (Benjamin B. Warfield)
  • Die Verfasser des Johannes-Evangeliums (Franz Graf-Stuhlhofer)
  • Das Studienzentrum im Südwesten ist nach Stuttgart umgezogen (Michael Immendörfer)

Rezensionen

  • Shao Kai Tseng, Karl Barth: Great Thinkers (Hanniel Strebel)
  • Carl R. Trueman, Der Siegeszug der modernen Selbst (Daniel Singer)
  • Geerhardus Vos, Natural Theology (Ron Kubsch)
  • Cory C. Brock, Orthodox yet Modern: Herman Bavinck’s Use of Friedrich Schleiermacher (Hanniel Strebel)
  • Uwe Swarat, Gnade und Glaube (Tanja Bittner)
  • Martin Schröder, Wann sind Frauen wirklich zufrieden? (Ron Kubsch)
  • Michael Berra, Towards a Theology of Relationship (Hanniel Strebel)
  • Lukas Zünd, Da gibt es etwas, wo man hinschauen muss (Bettina Klix)
  • Andrew T. Walker, Gott und die Debatte zu Transgender (Tanja Bittner)

Buchhinweise

  • Uwe Zerbst, Ich glaube, darum denke ich: Christlicher Glaube angesichts der Herausforderungen durch den Zeitgeist (Daniel Facius)
  • Martin Kamphuis, Jesus auf dem Dach der Welt (Ron Kubsch)
  • Markus Widenmeyer, Moral ohne Gott? – Eine Verteidigung der theistischen Grundlegung objektiver Moral (Daniel Facius)

Die Ausgabe kann hier heruntergeladen werden: GuDh031.pdf.

E21-Konferenz 2023: Jesu Sühneopfer ist der Kern der Evangeliums

Hier ein kurzer Bericht zu Evangelium21-Konferenz von der Nachrichtenagentur IDEA:

Das stellvertretende Sühneopfer Jesu ist der Kern des Evangeliums, das den gefallenen Menschen Rettung bringt. Davon ist der US-Evangelist und Missionar J. Mack Stiles (Louisville/USA) überzeugt. Er sprach auf der diesjährigen Hauptkonferenz des Netzwerks „Evangelium21“, die vom 20. bis 22. April in der Evangelisch-Reformierten Freikirche Arche in Hamburg stattfand.

Das Motto lautete in Anlehnung an den Missionsbefehl Jesu: „Ihr werdet meine Zeugen sein“. Stiles ermutigte die rund 1.100 Konferenzteilnehmer anhand von 2. Korinther 5,11-21, den Auftrag Jesu – Botschafter für ihn zu sein – wieder neu ernst zu nehmen und seine Nachricht den Menschen unverändert zu verkündigen, auch wenn das Widerstände hervorrufe. Dabei seien die Furcht Gottes, eine feste Überzeugung von der Wahrheit der christlichen Botschaft sowie die Liebe Christi die Motivation des Botschafters.

Zur Konferenz gehörte ferner eine Predigtserie über einige zentrale Reden aus der Apostelgeschichte, die von deutschsprachigen Pastoren gehalten wurden. Darunter waren die Pastoren Matthias Lohmann (Freie evangelische Gemeinde München-Mitte), Christian Wegert (Arche Hamburg) und Rudi Tissen (Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Unna).

Übrigens: Für die Konferenz 2024, die vom 20.–22. Juni stattfinden soll, hat Carl Trueman zugesagt. Also das Zeitfenster schon mal für Hamburg blocken.

Mehr von IDEA hier: www.idea.de.

Solo-Mutterschaft

Ihren Kinderwunsch hat sich die Bloggerin Polly Freytag auch ohne Mann an ihrer Seite erfüllt. Sie bezeichnet sich selbst als „Solo-Mum by choice“. Kurz: Von der Vorstellung, dass ein Kind Vater und Mutter braucht, hat sie sich verabschiedet. Sie braucht keinen Partner, um ein Kind zu empfangen und sie möchte das Kind ohne Vater aufziehen. Wegen familiärer Vorbelastung wollte die 35-jährige dabei das Risiko einer Erbkrankheit für ihr Kind so gering wie möglich halten.

Kein Einzelfall. Die Ampelkoalitipon plant Reformen, um die sogenannte Kinderwunschmedizin in Zukunft „diskriminierungsfreier“ zu gestalten. In einem Entwurf der Koalition heißt es: 

Künstliche Befruchtung wird diskriminierungsfrei auch bei heterologer Insemination, unabhängig von medizinischer Indikation, Familienstand und sexueller Identität förderfähig sein. Die Beschränkungen für Alter und Behandlungszyklen werden wir überprüfen. Der Bund übernimmt 25 Prozent der Kosten unabhängig von einer Landesbeteiligung. Sodann planen wir, zu einer vollständigen Übernahme der Kosten zurückzukehren. Die Kosten der Präimplantationsdiagnostik werden übernommen. Wir stellen klar, dass Embryonenspenden im Vorkernstadium legal sind und lassen den „elektiven Single Embryo Transfer“ zu. 

Die FAZ schreibt:

„Der weitgehende Ausschluss sämtlicher Familienmodelle außerhalb der traditionellen heterosexuellen Ehe aus der Kinderwunschmedizin ist eine grobe Diskriminierung, die auch angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre, etwa der Einführung der Ehe für alle, nicht mehr zu akzeptieren ist.“ Porta hat in den vergangenen Jahren ihre Beratung an die neuen Möglichkeiten angepasst. Frauen, die sich etwa an das Kinderwunschzentrum wenden, um ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um länger die Chance auf eine Mutterschaft zu erhalten, klärt sie auch über die Möglichkeit einer Solo-Mutterschaft auf. Aber der Gynäkologin fällt immer wieder ein Aspekt auf: „Wir sehen hier nur die Frauen, die sich solche Schritte leisten können. Dadurch entsteht eine Exklusivität.“

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

George Verwer (1938–2023)

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Am Freitag, den 14. April 2023, ging der Missionar George Verwer und langjährige Leiter von OM im Alter von 84 Jahren nach einem zweimonatigen Kampf gegen Krebs zu seinem Herrn und Erlöser. Er hinterlässt seine Frau Drena und seine drei Kinder Ben, Daniel und Christa. Ich habe ihn in 80er-Jahren getroffen und war vor allem von seiner Bekehrungsgeschichte beeindruckt. Es fing mit dem beharrlichen Gebet einer Nachbarin an. Kurz vor seinem Heimgang sagte Verwer noch etwas über seinen „geistlichen Nachlass“.

Justin Taylor schreibt in einem Nachruf:

George Verwer war ein Mann, dem die gute Nachricht nie aus dem Kopf ging. Seine Leidenschaft war es, alle Völker der Welt endlich und für immer in Christus glücklich zu sehen.

Nur wenige Menschen haben sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr für die Unerreichten und Unbeteiligten eingesetzt, und nur wenige haben mehr Gläubige und Ungläubige mit Literatur zum Evangelium ausgestattet. Und alles begann mit einer treuen Mutter und Nachbarin, die sich verpflichtete, zu beten und einem Studenten das Johannesevangelium zu schicken, und setzte sich fort mit einem Geschäftsmann, der das Risiko einging, einen Studenten zu einer evangelistischen Veranstaltung einzuladen, und es setzte sich fort mit einem jungen Evangelisten, der die Botschaft vom Kreuz predigte. Gott hat immer Freude daran, die Torheit der Schwachen zu benutzen, um große Dinge zum Ruhm seines Namens zu vollbringen.

Mehr: www.thegospelcoalition.org.

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