Die ewige Zeugung des Sohnes

Heinrich Bullinger (Schriften IV, S. 507–508):

Der ewige Vater, Ursprung und Schöpfer aller Dinge, hat in einer ewigen und unaussprechlichen Zeugung den Sohn hervorgebracht. Denn die ganze Schrift nennt Gott übereinstimmend den Vater, und zwar den ewigen Vater. Keiner aber ist der Vater seiner selbst, sondern stets der Vater eines Sohnes. Und weil dieser Vater ewig ist, muss er notwendigerweise auch einen ewigen Sohn haben, der ihm in allem gleich, ebenso ewig und gleichen Wesens ist. Paulus führt zur Bestätigung dieser anerkannten Wahrheit zwei Zeugnisse aus dem Alten Testament an (vgl. Ps 2,7; 2Sam 7,14). Er sagt (Hebr 1,5): „Zu welchem von den Engeln hat Gott jemals gesagt: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt‘? Und wiederum: ‚Ich will ihm Vater sein, und er soll mir Sohn sein‘?“ Dies alles bezieht er auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, von dem auch Micha bezeugt hat (Mi 5,2): „Und du, Bethlehem-Ephrath, bist zwar der kleinste unter den Gauen Judas; aus dir soll mir der Herrscher in Israel hervorgehen; und sein Ursprung“ – d.h. sein Hervorgehen aus Gott ist in der Urzeit, von Ewigkeit her.“ Darum spricht der Sohn Gottes selbst im Johannesevangelium (Joh 8,58): „Wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.“ Und Johannes sagt Joh 1,1): „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.“ Unter „Wort“ versteht er hier aber nicht ein vergängliches Lautgebilde, auch nicht den Ratschluss Gottes, sondern die Person des Sohnes. Denn kurz danach fugt er hinzu (Joh 1,14): „Und das Wort ward Fleisch.“ Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes nicht, wie die Ketzer töricht daherreden, der Gedanke oder Plan Gottes ist, der Fleisch wurde. Vielmehr war er, der Fleisch wurde in der Zeit, schon vor ewigen Zeiten beim Vater und ist daher mit dem wahren Gott wahrer Gott. Denn es heißt (Joh 1,1): „Das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“, weil es von Anfang an, d.h. von Ewigkeit her, bei Gott war. Diese einfache Auffassung von der ewigen Zeugung des Sohnes aus dem Vater, die von der Schrift überliefert wird und deshalb nichts anderes als wahr sein kann, genügt, wie ich meine, denen vollauf, die nicht vorwitzig sind.

Weihnachtsaktion 2020 beendet

Frank S. aus der Nähe von Lübeck hat bei der diesjährigen Weihnachtsaktion gewonnen. Das Paket Logos 9 Silber Deutsch wird er an einen guten Freund verschenken. Ich gratuliere herzlich!

Logos ist eine führende Bibelsoftware und im deutschsprachigen Raum der größte Anbieter für digitale deutschsprachige Literatur aus dem Bereich Theologie. Die Bibliothek der Edition Silber enthält sehr viele deutschsprachige Ressourcen, so dass ich es sehr gern weiterempfehle. Das Paket eignet sich ideal für Bibelschüler, Älteste oder Laienprediger. Die Funktionen von Logos 9 Silber umfassen Studienhilfen, das Faktenbuch, einen Atlas, Kommentare, und vielem mehr. Die Software ist verfügbar unter Windows, Mac, Android, iOS und kann auch im Internet genutzt werden. Weitere Informationen über das Paket gibt es hier.

Ich danke nochmals dem Hersteller und dem Produktmanagement für den Deutschen Markt für die Bereitstellung des Paketes. Außerdem danke ich den Spendern und allen Interessenten fürs Mitmachen!

Ich wünsche allen Besuchern des TheoBlogs in diesem doch etwas besonderem Jahr besinnliche Weihnachten! 

Ron Kubsch

Der Gewinner ist …?

Das Los der Weihnachtsaktion 2020 ist auf einen gewissen FrankS mit einer GMX Mailadresse gefallen. Leider ist ein Postfach mit dieser Mailadresse nicht erreichbar. Von daher bitte ich Frank darum, sich bei mir mit einer gültigen bzw. erreichbaren E-Mail-Adresse zu melden. Vielen Dank!

Wer Beiträge der Satire-Seite „Babylon Bee“ teilt, lebt gefährlich

Es gibt Meldungen, die sollten auch Nicht-Christen und politisch Progressive aufschrecken. Einem australischen Arzt, der sehr erfolgreich praktizierte, wurde nach 15 Jahren seine Lizenz auf unbestimmte Zeit entzogen, nachdem ein Gericht zu dem Schluss kam, dass seine Social-Media-Posts „klare konservative Tendenzen“ zeigten. Livesitenews.com meldet:

Im Jahr 2019 leitete das Medical Board of Australia (MBA) eine Untersuchung gegen den evangelikalen Christen Dr. Jereth Kok ein, nachdem es zwei anonyme Beschwerden über Social-Media-Posts erhalten hatte, die er innerhalb der letzten zehn Jahre geteilt hatte. In einem Interview mit Family Voice Australia beschrieb Kok den Moment, in dem er erfuhr, dass eine Untersuchung über sein Verhalten eingeleitet worden war: „An einem Freitagnachmittag im vergangenen Jahr, während ich Patienten beriet, wurde mir plötzlich mitgeteilt, dass ich zum Schutz des ‚öffentlichen Interesses‘ fristlos aus der Praxis entlassen werden würde.“

Die vermeintlich belastenden Daten kommen in Form von Diskussionen, die Kok in Online-Foren geführt hat, Kommentaren auf Facebook „und ‚Memes‘ und Artikeln, die [er] dort [Facebook] geteilt hat; darunter Artikel des amerikanischen politischen Kommentators Matt Walsh und der Satire-Seite Babylon Bee.“

Hier mehr: www.lifesitenews.com.

VD: AW

Nochmal: Weihnachtsaktion 2020

Es sind nur noch wenige Tage bis zur Auslosung des Logos 9 Silber-Pakets. Deshalb wiederhole ich die Meldung:

Wir nähern uns Weihnachten 2020. Ich möchte mich auch in diesem Jahr bei allen TheoBlog-Lesern für das Interesse, persönliche Gespräche und anregende Kommentare bedanken!

Einige Besucher haben wieder Bücher oder andere Dinge über TheoBlog bei Amazon bestellt (mehr dazu hier). Zudem habe ich einige Spenden zur Unterstützung des Blogs erhalten. Herzlichen Dank! Das ist eine Ermutigung dafür, weiterzumachen!

Falls jemand mit einer Spende der Arbeit unter die Arme greifen möchte, steht eine Bankverbindung oder ein Paypal-Formular zur Verfügung. Vielen Dank!

Erneut möchte ich mich durch eine Aufmerksamkeit erkenntlich zeigen. Der Softwarehersteller Faithlife ermöglicht in diesem Jahr eine Verlosung der phantastischen Bibelsoftware Logos 9 in der Edition Silber.

Aktion: Logos 8 Silber

Logos ist eine führende Bibelsoftware und im deutschsprachigen Raum der größte Anbieter für digitale Literatur aus dem Bereich Theologie. Ich selbst arbeite seit vielen Jahren intensiv mit Logos und bin außerordentlich zufrieden (siehe hier).

Die Bibliothek der Edition Silber enthält unglaublich viele Ressourcen wie etwa das Lexikon zur Bibel, die Biblia Hebraica Stuttgartensia oder die Biblische Dogmatik und vieles mehr.

Das Paket eignet sich ideal für Bibelschüler, Älteste oder Laienprediger. Die Funktionen von Logos 9 Silber umfassen Studienhilfen, das Faktenbuch, einen Atlas, und vieles mehr. Die Software ist verfügbar unter Windows, Mac, Android, iOS und kann auch im Internet genutzt werden. Weitere Informationen über das Paket gibt es hier.

Falls ein Teilnehmer gewinnt, der die Logos 9 Silber Edition bereits besitzt, wird die Firma Faithlife großzügigerweise einen Gegenwert für das Nutzerkonto anrechnen.

Ich danke dem Produktmanagement von Faithlife Deutschland an dieser Stelle für ihre hervorragend Arbeit mit Logos und für die Unterstützung dieser Weihnachtsaktion! Ihr macht eine klasse Arbeit!

Jeder Blog-Leser hat die Chance, das Softwarepaket zu erhalten. Um Empfänger von Logos 9 Silber werden zu können, sind folgende drei Punkte zu beachten:

  • Sie müssen TheoBlog regelmäßig lesen (Vertrauenssache).
  • Sie müssen mir über das Kontaktformular Ihre E-Mail-Adresse mitteilen (und dabei unbedingt das Stichwort: „Weihnachtspäckchen“ in der Mitteilung erwähnen).
  • Am 20. Dezember werde ich von meiner jüngsten Tochter unter allen übersandten Adressen einen Empfänger über ein Losverfahren auswählen lassen und die gewählte Person kontaktieren (Vertrauenssache). Nach Übersendung der Postanschrift stelle ich den Kontakt zur Firma Faithlife her, die dann die Software „freischalten“ wird.

Vielen Dank!

Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt

„It Is Well with My Soul“. So heißt das Lied, das ohne schwere Leiderfahrungen nicht entstanden wäre. Im Jahre 1871 wurde Chicago durch ein schweres Feuer zerstört. Ungefähr 300 Menschen verloren ihr Leben und weit mehr ihre Heimat. Horatio Gates Spafford war auch dabei. Er verlor bei diesem Brand sein gesamtes Kapital und seinen einzigen Sohn. Trotzdem setzte sich der gläubige Christ für Leute ein, die verarmt und verzweifelt waren.

Nach etwa zwei Jahren wollte er mit seiner Familie nach England reisen. Spafford wird aber durch einen Geschäftstermin verhindert und schickte seine Frau und seine vier Töchter mit dem Schiff voraus. Dieses Schiff kollidierte mit einem englischen Segelschiff. Es sank schnell. Alle vier Töchter ertranken. Seine Frau war eine der 47 Überlebenden dieses Unglücks.

Horatio Spafford hatte allen Grund, mit Gott zu hadern. Doch er hält an Gott fest und schrieb später dieses Lied:

Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt (Mir ist wohl in dem Herrn)

1) Wenn Friede mit Gott meine Seele durchdringt,
ob Stürme auch drohen von fern,
mein Herze im Glauben doch allezeit singt:
„Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn“.

Refr.: 1.-4. Mir ist wohl (mir ist wohl) in dem Herrn (in dem Herrn)!
Mir ist wohl, mir ist wohl in dem Herrn!

2) Wenn Satan mir nachstellt und bange mir macht,
so leuchtet dies Wort mir als Stern:
Mein Jesus hat alles für mich schon vollbracht;
ich bin rein durch das Blut meines Herrn.

3) Die Last meiner Sünde trug Jesus, das Lamm,
und warf sie weit weg in die Fern;
er starb ja für mich auch am blutigen Stamm:
Meine Seele lobpreise den Herrn.

4) Nun leb ich in Christo für Christum allein,
sein Wort ist mein leitender Stern.
In ihm hab ich Fried und Erlösung von Pein,
meine Seele ist selig im Herrn.

Hier wird die Geschichte von Hugh Bonneville (bekannt aus der Serie „Downton Abbey“) nacherzählt (Nachtrag vom 18.12.2020: Ein Leser des Blogs hat mich darauf hingewiesen, dass die Aufnahmen von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (also den Mormonen) produziert wurde. Das ist mir nicht aufgefallen. Natürlich distanziere ich mich von den Mormonen. Die vorgetragene Geschichte und das Lied gehen freilich auf den Presbyterianer Horatio Gates Spafford und seine Familie zurück.):

Visual Bible Guide

51k UsImT+L SX403 BO1 204 203 200Falls jemand für Teenies, Jugendliche oder junge Erwachsene noch schnell ein ansprechendes Geschenk sucht, kann ich das Buch Visual Bible Guide von Tim Challies und Josh Byers empfehlen. Die deutsche Ausgabe ist genau so schön und aufwendig gestaltet wie das englischsprachige Buch.

Im Verlagstext heißt es:

Wir leben in einer visuellen Kultur. Heute verlässt man sich zunehmend auf visuelle Mittel, um neue und schwierige Konzepte zu verstehen. Die überwältigende Popularität von Infografiken ist ein zunehmender Standard, Daten, Konzepte und Ideen zu vermitteln. Aber die visuelle Darstellung der Wahrheit ist keine neue Idee. Sogar Gott selbst hat visuelle Darstellungen benutzt, um sein Volk die Wahrheit zu lehren. Die Stiftshütte bzw. der Tempel im Alten Testament war eine visuelle Darstellung der Entfremdung des Menschen von Gott und der Herablassung Gottes gegen-über seinem Volk. Jedes Element der Stiftshütte sollte etwas von dem Verrat des Menschen an Gott und der freundlichen Reaktion Gottes darstellen. Ebenso sind Taufe, Brot und Wein im Neuen Testament visuelle Darstellungen der Sünde des Menschen und der Antwort Gottes darauf. Selbst das Kreuz war sowohl Realität als auch eine visuelle Demonstration. Die Autoren haben den tiefen Wunsch, die Konzepte und Prinzipien biblischer Theologie auf eine frische, schöne und informative Weise zu vermitteln, die von einer visuellen Generation gesehen und unmittelbar verstanden werden kann.

Keine Angst. Die Grafiken wollen nicht vom Wort wegführen, sondern den Zugang zum Wort erleichtern. Ein gelungenes Buch gerade für junge Leute, die mit der regelmäßigen Bibellektüre ihre Mühe haben. Als ich das Buch erst einmal in den Händen hielt, habe ich es so schnell nicht mehr weggelegt.

Das Buch kann direkt bei den christliche Bücherstuben oder bei Amazon bestellt werden:

Naomi Wright: Mein Leben in einem pseudochristlichen Kult

Naomi Wright ist in einem pseudochristlichen Kult aufgewachsen, der durch die Sonderlehren des Heilungspredigers William Marrion Branham beeinflusst war. Für das alltägliche Leben bedeutete das: Ärztliche Hilfe wurde in der Regel abgelehnt, bestimmte Personen haben darüber entschieden, wie die Bibel zu verstehen ist, es gab starke Kontrollmechanismen, Frauen wurde eine gute Bildung meist verweigert usw.

Naomi fand mit Gottes Hilfe einen Weg aus diesem Kult, entdeckte das Evangelium und studiert heute Theologie. In einem Interview mit Douglas Groothius spricht sie sehr offen und hilfreich über ihre Erfahrungen (leider nur in engl. Sprache).

Die Struktur der biblischen Offenbarung sehen

Hendrik Kraemer schreibt (Die Kommunikation des christlichen Glaubens, 1958, S. 101):

Es kann sogar Vorkommen, und kommt auch tatsächlich vor, dass ein Phänomenologe, obschon ohne Glauben daran, ein schärferes Auge für die besondere Struktur der biblischen Offenbarung hat als ein gläubiger Theologe, der zu sehr durch seine einengende und verzerrende Einstellung bestimmt ist.

Tom Holland: Die Entstehung des Westens

41XWEgcy5yLIm April 2020 habe ich auf ein Gespräch verwiesen, welches Nicky Gumbel mit dem Historiker und Schriftsteller Tom Holland über Dominion: The Making of the Western Mind geführt hat (siehe hier). Ich habe gute Nachrichten für all jene, die das Gespräch faszinierend fanden. Der Klett-Verlag ist dabei, eine deutschsprachige Ausgabe des Buches auf den Markt zu besorgen. In der Beschreibung heißt es:

Von Babylon bis zu den Beatles, von Moses bis #MeToo Souverän und fesselnd schildert Tom Holland die historischen Kräfte und Ereignisse, die die westliche Welt und unsere Wertvorstellungen bis in die Gegenwart prägten und revolutionierten. Ein grandios und elegant erzähltes Geschichtspanorama, das zeigt, wie wir wurden, was wir sind. Wie wurde der Westen zu dem, was er heute ist? Welches Erbe schlägt sich in seiner Gedanken- und Vorstellungswelt nieder? Mit unvergleichlicher Erzählkunst schildert Tom Holland die Geschichte des Westens ausgehend von seinem antiken und christlichen Erbe. Dabei zeigt er, dass genuin christliche Traditionen und Vorstellungshorizonte auch in unserer modernen Gesellschaft sowie ihren vermeintlich universellen Wertesystemen allgegenwärtig sind – sogar dort, wo sie negiert werden: etwa im Säkularismus, Atheismus oder in den Naturwissenschaften. Holland schlägt einen großen erzählerischen Bogen von den Perserkriegen, den revolutionären Anfängen des Christentums in der Antike über seine Ausbreitung im europäischen Mittelalter bis hin zu seiner Verwandlung in der Moderne. In packenden Szenen schildert der Autor welthistorische Ereignisse und zeichnet in lebendigen Porträts die zentralen Akteure oder auch die Antagonisten des Christentums (u. a. Jesus, Paulus, Abaelard und die Heilige Elisabeth, Spinoza, Darwin, Nietzsche und die Beatles). Über große zeitliche Distanzen hinweg macht Holland Verknüpfungen und Parallelen aus und zeigt auf diese Weise, wes Geistes Kind die westliche Kultur noch immer ist.

Das Werk wird wohl erst im Frühjahr 2021 lieferbar sein. Aber es ist als Kindle-Buch und als Druckwerk bereits vorbestellbar. Ich wünsche dem Buch eine weite Verbreitung.

VD: WH

Die Cut-and-Paste-Fehler in der Bibel

Das Magazin Zeit Wissen hat sich in der aktuellen Ausgabe vorgenommen, die Bibelleser darüber aufzuklären, dass die Heilige Schrift ein durch und durch widersprüchliches Buch ist. Das soll ja in den Weihnachtsausgaben einschlägiger Journale häufiger vorkommen. In dem Artikel „Die Zumutung“ (Nr. 1, Jan-Febr 2021, S. 73–77) wird jedenfalls kräftig ausgeteilt und für ein „wissenschaftliches Bibelverständnis“ geworben. Zum Synoptischen Problem heißt es beispielsweise: 

Wenn die Bibel eine Zumutung ist, dann ist es die Bibelforschung erst recht. Wobei so manche Theorie gern für religiöse Zwecke gekapert wird. Mit der Q-Hypothese, sagt Barton, „wird manchmal eine konservative religiöse Agenda bedient“. Weil sie suggeriert, dass Matthäus oder Lukas historisch genau berichtet haben, man die Bibel also beim Wort nehmen darf. 

So richtig spannend wird es aber erst bei den Ausführungen zum Alten Testament. Da kommt Professor Idan Dershowitz zu Wort, der sich mit den Cut-and-Past-Methoden befasst, die seiner Meinung nach bei der Abfassung biblischer Texte zur Anwendung gekommen sind. Dershowitz ist davon überzeugt, dass die jüdischen Schreiber hin und wieder kleinere Schnipsel ähnlich wie bei einem Flickenteppich zu Manuskripten verklebt haben. Wir lesen (S. 77): 

Zwar kann Dershowitz seine Theorie nicht anhand von Urmanuskripten der Bibel belegen, denn die sind verschollen. Aber er hat Indizien: Fehler, die durch eine solche Bearbeitung entstanden sein könnten. In der Erzählung über die Sintflut zum Beispiel, Genesis 7, steht: „Der Regen ergoss sich vierzig Tage und vierzig Nächte lang auf die Erde.“ Vier Sätze später: „Dann schloss der HERR [die Arche] hinter ihm [Noah] zu.“ Das ergibt keinen Sinn. Die Arche muss die Schotten dicht machen, bevor die Flut kommt. „Wie konnte dieser Satz von einer Stelle an eine andere wandern?“, fragt Dershowitz. Für ihn steht fest: „Das ist ein Artefakt der Cut-and-Paste-Methode.“ Er hat ein gutes Dutzend solcher Fälle gefunden. Als Nächstes will er sich das Neue Testament vorknöpfen. „Ich wäre nicht überrascht, wenn ich dort ähnliche Fehler finde.“

Ich habe mir die Stelle gleich angeschaut. Ich bin wahrlich kein AT-Experte und überlasse die sorgfältige Überprüfung jenen, die ihr Altes Testament auf Hebräisch lesen. Aber ich will doch anmerken, dass das Problem gar kein großes zu sein scheint. Meines Erachtens will Gen 7 nicht sagen, dass Gott die Tür erst nach 40 Tagen Flut zuschloss. Das „eben an diesem Tag“ in V. 13 bezieht sich nicht auf V. 12, sondern auf V. 11. Gott schloß die Tür, nachdem die Passagiere an Board gegangen waren. V. 12 bezieht sich auf die Dauer des Regens, so wie ebenfalls V. 4 u. V. 17 (die 150 Tage in 7,24 u. 8,3 beziehen sich wohl auf die Zeit, in der das Wasser anstieg). Ich würde sagen, so ein Schreibstil ist in Texten dieser Art häufiger anzutreffen. 

„Anti-Feministische Fundis abtreiben!“

Ich möchte auf einen bemerkenswerten Leserbrief hinweisen, der in der Nordwest Zeitung zum „Fall Olaf Latzel“ veröffentlicht worden ist (vgl. dazu hier). Ein Leser macht dort auf etwas aufmerksam, was mir bisher unbekannt war. Vor dem Gebäude, in dem der Prozess gegen den Bremer Pastor Olaf Latzel wegen Volksverhetzung stattfand, protestierten Demonstranten mit Plakaten, auf denen etwa zu lesen war: „Anti-feministische Fundis abtreiben!“

Im Leserbrief heißt es:

„Anti-Feministische Fundis abtreiben!“ ist da groß im Bildvordergrund auf einem Plakat von zwei Demonstranten zu lesen, während sich im Gerichtssaal Amtsrichterin Best und in der NWZ Kommentator Begerow einig sind: Respektlosigkeit, Herabwürdigung, Diffamierung und öffentliche Aufhetzung gehen gar nicht und gehören bestraft. Die Amtsrichterin appelliert zudem an Friedlichkeit, Freundlichkeit und einen respektvollen Umgangston. Sie sind aber beide unfähig, die Volksverhetzung vor dem Gerichtssaal und die Verbreitung von Volksverhetzung in der eigenen Zeitung zu erkennen: Wer also gegen den politischen „Feminismus“ ist und sich in seinem Glauben auf feste biblische Fundamente stützt, soll „abgetrieben“ werden? Gemeint sind damit offenbar Pastor Latzel im Gerichtssaal und seine Unterstützer davor. Öffentlich und explizit die „Abtreibung“, also zumindest eine Gewaltmaßnahme, wenn nicht Tötung und Auslöschung einer bestimmten Menschengruppe zu fordern, die aus religiöser Überzeugung heraus anderer Meinung ist: Ist dies nicht mehr eine Volksverhetzung als alles, was Pastor Latzel vorgeworfen werden kann?

Hier geht es zur Quelle: www.nwzonline.de.

Glauben und Denken heute – Ausgabe 2/2020

Teaser GuDhDie Ausgabe 2/2020 von Glaube und Denken heute ist soeben erschienen und enthält folgende Beiträge:

  • Editorial: Der andere Jesus (Ron Kubsch)
  • Wille, Gnade und Beharrung – Zur Frage nach Apostasie und Perseveranz (Tim-Christian Hebold)
  • Hintergründe der Spaltung der Orthodoxen Kirche Konstantinopel vs. Moskau (Thomas Schirrmacher)
  • Die Charakterisierung politischer Positionen anhand ihrer konkreten Gleichheitsforderungen anstelle einer Einordnung in das eindimensionale Rechts-Links-Spektrum (Franz Graf-Stuhlhofer)
  • Ein Jahr danach: Ein evangelischer Kommentar zum Missbrauchsgipfel im Vatikan (Thomas Schirrmacher)
  • Das Verhältnis der deutschen evangelikalen Bewegung zum Judentum 1945–1967 (Gerhard Gronauer)
  • Von den Vätern lernen: Das Gebet des Herrn in Predigten Unser Vater in dem Himmel (Emil Frommel)

Folgende Rezensionen und Buchhinweise sind enthalten:

  • Henning Freund, Samuel Pfeifer (Hg.): Spiritualisierung oder Psychologisierung? (Tanja Bittner)
  • James P. Eglinton: Bavinck: A Critical Biography (Hanniel Strebel)
  • John Lennox: 2084: Artificial Intelligence and the Future of Humanity (Michael Freiburghaus)
  • Harald Schulze-Eisentraut, Alexander Ulfig (Hg.): Gender Studies – Wissenschaft oder Ideologie? (Philip Jackson)
  • Peter Hahne: Seid ihr noch ganz bei Trost! (Michael Freiburghaus)
  • Philipp Melanchthon: Loci praecipui theologici … (Ron Kubsch)
  • Rainer Riesner: Messias Jesus. Seine Geschichte, seine Botschaft und ihre Überlieferung (Franz Graf-Stuhlhofer)
  • Gotthard Fermor: Dietrich Bonhoeffer. Die Gedichte (Bettina Klix)
  • Nancy Pearcey: Liebe deinen Körper … (Michael Freiburghaus)
  • Bruce R. Pass: Herman Bavinck. On Theology: Herman Bavinck’s Academic Orations (Ron Kubsch)
  • Herman Bavinck: Reformed Ethics: Created, Fallen, and Converted Humanity (Hanniel Strebel)
  • Bettina Klix: Träume Tricks Trümmer Tränen: Notizen zu Filmen und Bildern (Ron Kubsch)

Die Zeitschrift kann hier heruntergeladen werden: GuDh_2_2020-e.pdf.

Weihnachtsaktion 2020

Wir nähern uns Weihnachten 2020. Ich möchte mich auch in diesem Jahr bei allen TheoBlog-Lesern für das Interesse, persönliche Gespräche und anregende Kommentare bedanken!

Einige Besucher haben wieder Bücher oder andere Dinge über TheoBlog bei Amazon bestellt (mehr dazu hier). Zudem habe ich einige Spenden zur Unterstützung des Blogs erhalten. Herzlichen Dank! Das ist eine Ermutigung dafür, weiterzumachen!

Falls jemand mit einer Spende der Arbeit unter die Arme greifen möchte, steht eine Bankverbindung oder ein Paypal-Formular zur Verfügung. Vielen Dank!

Erneut möchte ich mich durch eine Aufmerksamkeit erkenntlich zeigen. Der Softwarehersteller Faithlife ermöglicht in diesem Jahr eine Verlosung der phantastischen Bibelsoftware Logos 9 in der Edition Silber.

Aktion: Logos 8 Silber

Logos ist eine führende Bibelsoftware und im deutschsprachigen Raum der größte Anbieter für digitale Literatur aus dem Bereich Theologie. Ich selbst arbeite seit vielen Jahren intensiv mit Logos und bin außerordentlich zufrieden (siehe hier).

Die Bibliothek der Edition Silber enthält unglaublich viele Ressourcen wie etwa das Lexikon zur Bibel, die Biblia Hebraica Stuttgartensia oder die Biblische Dogmatik und vieles mehr.

Das Paket eignet sich ideal für Bibelschüler, Älteste oder Laienprediger. Die Funktionen von Logos 9 Silber umfassen Studienhilfen, das Faktenbuch, einen Atlas, und vieles mehr. Die Software ist verfügbar unter Windows, Mac, Android, iOS und kann auch im Internet genutzt werden. Weitere Informationen über das Paket gibt es hier.

Falls ein Teilnehmer gewinnt, der die Logos 9 Silber Edition bereits besitzt, wird die Firma Faithlife großzügigerweise einen Gegenwert für das Nutzerkonto anrechnen.

Ich danke dem Produktmanagement von Faithlife Deutschland an dieser Stelle für ihre hervorragend Arbeit mit Logos und für die Unterstützung dieser Weihnachtsaktion! Ihr macht eine klasse Arbeit!

Jeder Blog-Leser hat die Chance, das Softwarepaket zu erhalten. Um Empfänger von Logos 9 Silber werden zu können, sind folgende drei Punkte zu beachten:

  • Sie müssen TheoBlog regelmäßig lesen (Vertrauenssache).
  • Sie müssen mir über das Kontaktformular Ihre E-Mail-Adresse mitteilen (und dabei unbedingt das Stichwort: „Weihnachtspäckchen“ in der Mitteilung erwähnen).
  • Am 20. Dezember werde ich von meiner jüngsten Tochter unter allen übersandten Adressen einen Empfänger über ein Losverfahren auswählen lassen und die gewählte Person kontaktieren (Vertrauenssache). Nach Übersendung der Postanschrift stelle ich den Kontakt zur Firma Faithlife her, die dann die Software „freischalten“ wird.

Vielen Dank!

Augustinus: Stell dich auf die Menschen ein

Aurelius Augustinus schreibt über „Taufgespräche“ (Vom ersten katechetischen Unterricht, 1985, S. 31–32):

Nachdrücklich muß ich dich aber auf folgende Tatsache hinweisen: Wenn ein in den freien Wissenschaften Gebildeter in deinen Einführungsunterricht kommt, der sich schon fest entschlossen hat, Christ zu werden, der also nur noch kommt, um diesen Schritt zu vollziehen, wird er mit größter Sicherheit große Teile unserer biblischen Bücher und unseres kirchlichen Schrifttums bereits kennen, und – ausgerüstet mit diesen Kenntnissen – nur gerade erscheinen, um an den Aufnahmezeremonien teilzunehmen. Leute dieser Art pflegen nämlich nicht erst in der Stunde, in der sie Christen werden, sondern schon vorher alle Fragen sorgsam zu prüfen und ihre innern Beweggründe mit möglichst vielen Gesprächspartnern gemeinsam zu erörtern. Bei ihnen sollte man sich also kurz fassen, ihnen nicht pedantisch eintrichtern wollen, was sie bereits wissen, sondern dies nur behutsam streifen, etwa mit den Worten, daß sie das und das vermutlich schon wissen. Auf diese Weise zählen wir im Vorbeigehen alles auf, was wir den Ungeschulten und Ungebildeten mühsam einprägen müssen. So bekommt jener Gebildete nicht im Schulmeisterton zu hören, was er bereits weiß; falls er aber etwas noch nicht kennt, kann er es zur Kenntnis nehmen, während wir es ihm als sicher bekannt kurz erwähnen. Gewiß ist es nicht unnütz, auch ihn nach den Beweggründen zu fragen, die in ihm den Willen aufkommen ließen, Christ zu sein. Wenn du den Eindruck gewinnst, daß er von den kanonischen Büchern oder auch von Werken empfehlenswerter kirchlicher Autoren dazu veranlaßt wurde, sprich zuerst kurz von diesen Büchern, lobe sie aufgrund ihrer unterschiedlichen Vorzüge, einerseits wegen ihrer kanonischen Autorität, andererseits wegen des Scharfsinns und der Sorgfalt ihrer Verfasser. Bei den kanonischen Schriften weise besonders darauf hin, wie hier ein Inhalt von bewundernswerter Tiefe in einen bescheidenen Stil eingekleidet ist, der aber für das Heil sehr förderlich ist; bei jenen anderen Schriften lege das Hauptaugenmerk auf den wohlklingenden, gleichsam gedrechselten Sprachstil, der sich – je nach Fähigkeit des einzelnen Schriftstellers – besonders für Personen eignet, die stolz auf ihre Bildung sind und gerade deswegen dafür eine Schwäche haben.

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